Die Darstellung von Kinderfiguren im Plakat reicht bis zum Anfang des Jahrhunderts zurück. Wenn Kinder auch zunächst im Reklameplakat nur eine untergeordnete Rolle spielten, änderte sich dies in gewisser Weise im sozialen und karitativen Plakat der Jahrhundertwende. Kinderfiguren werden genutzt, um für Hilfssammlungen zu werben oder auf die Wichtigkeit von Gesundheitsfürsorge und Hygiene hinzuweisen. Ein Beispiel hierfür ist das Plakat von A. Archipov "Helft den unglücklichen Kindern" (1913), auf dem Kinder, also die Adressaten der Hilfsaktion, direkt abgebildet werden. Der Erste Weltkrieg verdrängte vorübergehend das Kindermotiv aus dem russischen Plakat.
Erst Anfang der 20er Jahre werden, nunmehr vom Revolutionsplakat, wieder Kinderfiguren gezeigt. Das Plakat sollte die Botschaft transportieren, daß die Gesundheit der Kinder für die neue Gesellschaft von überragender Bedeutung ist. Daß es sich bei der Darstellung von Kindern im Plakat jedoch keineswegs allein um eine Maßnahme der Volksfürsorge handelte, zeigt das Plakat von I. Simakov "Woche des Kindes" (1920). Hier werden Kinder auch zu Trägern der neuen Macht stilisiert und in unmittelbare Verbindung zu den Symbolen der Revolution (Hammer und Sichel) gebracht. Auch die Plakate von A. Soborova, wie z.B. das Werk "Woche des Mutterschutzes" (1923) stehen in diesem Zusammenhang. Kinder demonstrieren hier, ganz im Stil jener Zeit, für ihre Rechte, für eine neue bessere Zukunft. Forderungen nach "vernünftigen Eltern" sowie dem Verzicht auf die typisch russische Art des Kleinkinderwickelns und übertriebene Liebkosungen lassen Elemente moderner Erziehungsmethoden aufscheinen.
Auch bei der antireligiösen Propaganda wurde auf Kinderfiguren zurückgegriffen, wie z.B. in dem Plakat von D. Moor "Ich bin ein Gottloser" (1924). Kinder wurden vor allem als Vorkämpfer für eine sozialistische Revolution auf der ganzen Welt angesehen; das Plakat von V. Šestakov "Kinder der Revolution" (1929) kann daher als symptomatisch und repräsentativ angеsehen werden.
Mit der umfassenden und lückenlosen Einbeziehung von Kindern in die stalinistische Gesellschaft Anfang der 30er Jahre veränderte sich die Darstellung von Kindern auf Plakaten. Jetzt sind es nicht mehr nur Kinder, sondern bereits 'Pioniere' und später 'Komsomolzen', d.h. Mitglieder der neuen sowjetischen Jugendorganisationen. Ausbildung und Dienst an der Gesellschaft standen nunmehr im Vordergrund, wobei kindlicher Enthusiasmus und der unbedingte Glaube an eine 'lichte Zukunft' den Mobilisierungszielen der Partei stark entgegen kamen. "Wir sind dazu geboren, aus einem Märchen Wirklichkeit zu machen" lautet der Titel eines Plakats von P. Karačencov aus dem Jahr 1937. Vor dem Hintergrund zeittypischer Merkmale, die unmittelbar auf technische Errungenschaften des Stalinschen Staates verweisen, wird hier ein junges Mädchen in Pionierkleidung gezeigt, die Hand zum Pioniergruß erhoben. Auch werden Kinder nun in die durch ideologische Muster vorgegebenen Huldigungs- und Ergebenheitsposen einbezogen, wie z.B. auf dem Plakat von N. Vatolina "Danke unserem lieben Stalin" (1939).
Die Kinder der Kriegszeit werden vor allem zu Opfern deutscher Agression, die sich hilfesuchend an den eigenen, sowjetischen Soldaten wenden. Hier wurde das Kindermotiv psychologisch besonders wirksam verwendet, da es Emotionen ansprach, die Hilfsreaktionen auslösen sollten, die man von den eigenen Soldaten erwartet. Kinder sind daher, neben Frauen, auch die ersten, die den Soldat zu seinem Sieg 1945 beglückwünschen dürfen.
Die 50er Jahre standen vor allem im Zeichen neuer Ausbildungs- und Erziehungsvorhaben. Auf diesen Plakaten repräsentieren Kinder und Jugendliche die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, die sich in der Wiederaufbaugesellschaft der Sowjetunion bieten. Soziale Sicherheit und ein weiterhin grenzenloser Optimismus zeichnen diese Werke aus. In den 60er und 70er Jahren werden Kindermotive u.a. auch im Spannungsfeld der Ost-West-Auseinandersetzung eingesetzt, etwa wenn sie als Opfer einer potentiellen militärischen Aggression von Seiten der NATO dargestellt werden. Mit Abbildungen von Kleinkindern und Jugendlichen agitierte man für Abrüstung und Friedenssicherung.
Erst Mitte der 80er Jahre sollte sich dieses ungetrübte Bild von Kindheit und Jugend massiv verändern. Jetzt wird auch auf die problematischen Seiten der sowjetischen Gesellschaft verwiesen, mit denen Kinder und Jugendliche in Schule, Arbeitswelt und Familie konfrontiert werden. Dabei spielte auch der zunehmende Alkoholismus eine nicht zu unterschätzende Rolle, unter dem Kinder besonders im familiären Umfeld zu leiden hatten. 1991 stellte der Künstler G. Šlykov in seinem Plakat "Ist es leicht, jung zu sein" die rhetorisch gemeinte Frage nach dem tatsächlichen Problemfeld Jugend, die in allegorischer Form auch direkt beantwortet wird. Nach fast 70 Jahren Sowjetmacht ist es jetzt die Last von Hammer und Sichel, das schwere Erbe der Vergangenheit, an der heutige Jugendliche zu tragen haben.
Erst Anfang der 20er Jahre werden, nunmehr vom Revolutionsplakat, wieder Kinderfiguren gezeigt. Das Plakat sollte die Botschaft transportieren, daß die Gesundheit der Kinder für die neue Gesellschaft von überragender Bedeutung ist. Daß es sich bei der Darstellung von Kindern im Plakat jedoch keineswegs allein um eine Maßnahme der Volksfürsorge handelte, zeigt das Plakat von I. Simakov "Woche des Kindes" (1920). Hier werden Kinder auch zu Trägern der neuen Macht stilisiert und in unmittelbare Verbindung zu den Symbolen der Revolution (Hammer und Sichel) gebracht. Auch die Plakate von A. Soborova, wie z.B. das Werk "Woche des Mutterschutzes" (1923) stehen in diesem Zusammenhang. Kinder demonstrieren hier, ganz im Stil jener Zeit, für ihre Rechte, für eine neue bessere Zukunft. Forderungen nach "vernünftigen Eltern" sowie dem Verzicht auf die typisch russische Art des Kleinkinderwickelns und übertriebene Liebkosungen lassen Elemente moderner Erziehungsmethoden aufscheinen.
Auch bei der antireligiösen Propaganda wurde auf Kinderfiguren zurückgegriffen, wie z.B. in dem Plakat von D. Moor "Ich bin ein Gottloser" (1924). Kinder wurden vor allem als Vorkämpfer für eine sozialistische Revolution auf der ganzen Welt angesehen; das Plakat von V. Šestakov "Kinder der Revolution" (1929) kann daher als symptomatisch und repräsentativ angеsehen werden.
Mit der umfassenden und lückenlosen Einbeziehung von Kindern in die stalinistische Gesellschaft Anfang der 30er Jahre veränderte sich die Darstellung von Kindern auf Plakaten. Jetzt sind es nicht mehr nur Kinder, sondern bereits 'Pioniere' und später 'Komsomolzen', d.h. Mitglieder der neuen sowjetischen Jugendorganisationen. Ausbildung und Dienst an der Gesellschaft standen nunmehr im Vordergrund, wobei kindlicher Enthusiasmus und der unbedingte Glaube an eine 'lichte Zukunft' den Mobilisierungszielen der Partei stark entgegen kamen. "Wir sind dazu geboren, aus einem Märchen Wirklichkeit zu machen" lautet der Titel eines Plakats von P. Karačencov aus dem Jahr 1937. Vor dem Hintergrund zeittypischer Merkmale, die unmittelbar auf technische Errungenschaften des Stalinschen Staates verweisen, wird hier ein junges Mädchen in Pionierkleidung gezeigt, die Hand zum Pioniergruß erhoben. Auch werden Kinder nun in die durch ideologische Muster vorgegebenen Huldigungs- und Ergebenheitsposen einbezogen, wie z.B. auf dem Plakat von N. Vatolina "Danke unserem lieben Stalin" (1939).
Die Kinder der Kriegszeit werden vor allem zu Opfern deutscher Agression, die sich hilfesuchend an den eigenen, sowjetischen Soldaten wenden. Hier wurde das Kindermotiv psychologisch besonders wirksam verwendet, da es Emotionen ansprach, die Hilfsreaktionen auslösen sollten, die man von den eigenen Soldaten erwartet. Kinder sind daher, neben Frauen, auch die ersten, die den Soldat zu seinem Sieg 1945 beglückwünschen dürfen.
Die 50er Jahre standen vor allem im Zeichen neuer Ausbildungs- und Erziehungsvorhaben. Auf diesen Plakaten repräsentieren Kinder und Jugendliche die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, die sich in der Wiederaufbaugesellschaft der Sowjetunion bieten. Soziale Sicherheit und ein weiterhin grenzenloser Optimismus zeichnen diese Werke aus. In den 60er und 70er Jahren werden Kindermotive u.a. auch im Spannungsfeld der Ost-West-Auseinandersetzung eingesetzt, etwa wenn sie als Opfer einer potentiellen militärischen Aggression von Seiten der NATO dargestellt werden. Mit Abbildungen von Kleinkindern und Jugendlichen agitierte man für Abrüstung und Friedenssicherung.
Erst Mitte der 80er Jahre sollte sich dieses ungetrübte Bild von Kindheit und Jugend massiv verändern. Jetzt wird auch auf die problematischen Seiten der sowjetischen Gesellschaft verwiesen, mit denen Kinder und Jugendliche in Schule, Arbeitswelt und Familie konfrontiert werden. Dabei spielte auch der zunehmende Alkoholismus eine nicht zu unterschätzende Rolle, unter dem Kinder besonders im familiären Umfeld zu leiden hatten. 1991 stellte der Künstler G. Šlykov in seinem Plakat "Ist es leicht, jung zu sein" die rhetorisch gemeinte Frage nach dem tatsächlichen Problemfeld Jugend, die in allegorischer Form auch direkt beantwortet wird. Nach fast 70 Jahren Sowjetmacht ist es jetzt die Last von Hammer und Sichel, das schwere Erbe der Vergangenheit, an der heutige Jugendliche zu tragen haben.