Vladimir Majakovskij ist als vielleicht bedeutendsterr Dichter und Künstler der Revolution in die Geschichte der russischen Kultur eingegangen. Sein umfangreiches graphisches Oeuvre setzt sich aus verschiedensten Genres zusammen: von Zeichnungen und Entwürfe, Studien in Öl, Luboks, Anschlägen und Plakaten, über Illustrationen, Zeitungsgraphiken, Bühnenbild- und Kostümskizzen, Buchumschlägen bis zu Verpackungsgestaltungen für Konfekt.
Schon vor der Revolution wandte sich Majakovskij der Volkskunst zu. In dieser Tradition zeichnete er während des Ersten Weltkriegs für den Verlag "Segodnjašnij lubok" (Heutiger Lubok) und ab 1917 für den Verlag "Parus".
"Anerkennen oder nicht anerkennen? Diese Frage stellte sich mir (...) nicht. Das war meine Revolution." - schrieb Majakovskij in seiner Autobiographie. Von 1919 bis 1921 arbeitete Majakovskij hauptsächlich an ROSTA- bzw. Glavpolitprosvet-Fenstern, die er selbst als "Geschichte eines dreijährigen Kampfes, mit dem Klang der Losungen und Farbflecken geschrieben" bezeichnete. In künstlerischer Hinsicht verarbeiteten die ROSTA-Fenster die Traditionen des satirischen Luboks, der politischen Graphik und des frühen Films. Die Komposition der ROSTA-Fenster basierte auf der Entfaltung des Sujets in einer Reihe von Einzelbildern und einer besonderen Form der künstlerischen Typisierung. Ihre Prinzipien waren indes recht vielfältig. Einige Bildergeschichten waren dabei durch rhetorische "Pausen" in Form von Frage- oder Ausrufezeichen, Figurenfragmenten oder bestimmten symbolischen Gegenständen (rote Hand, rotes Gewehr, roter Stiefel) unterbrochen. Mit Hilfe dieser Elemente wurde in den "Fenstern", wie in der Dichtung, ein erschwerter Wahrnehmungsrhythmus erzeugt.
Majakovskijs symbolhafte Typisierung positiver wie negativer Figuren orientierte sich nicht an individuellen Merkmale wie im traditionellen Lubok, sondern an sozialen. Der sozialen Charakterisierung dienten auch der Farbeinsatz und die Auswahl der graphischen Mittel: Arbeiter, Bauern und Soldaten erscheinen als rote Silhouetten, deren Konturen von dynamischen, scharfen und eckigen Linien dominiert werden; für den äußeren und inneren Gegner wurden dagegen Braun, Grün oder Blau verwendet, ihre Konturen sind eher gerundet. Die kontinuierliche Wiederholung dieser Figuren in den verschiedenen ROSTA-Fenstern verankerte diese im Gedächtnis der Betrachter und sicherte dadurch ihren Wiedererkennungswert. Majakovskijs satirisches Talent kam auch in der Komik der von ihm dargestellten Situationen zum Ausdruck, in denen Freund und Feind aufeinanderstießen.
Häufig übersetzte Majakovskij literarische Tropen ins Medium der darstellenden Kunst, seine Personifikationen abstrakter, "nicht darstellbarer" Begriffe kennzeichnete er zusätzlich mit Aufschriften (Hunger, Kommune). Viele seiner Icons sind in das Symbolsystem der revolutionären Kunst eingegangen, darunter etwa der Schmied am Amboß. Die Texte der ROSTA-Fenster, bestanden aus aphoristischen Versen Majakovskijs und waren untrennbar mit den Darstellungen verbunden. Das visuelle System der ROSTA-Fenster, ihr Lakonismus, die hier angewandten Prinzipien symbolischer Verallgemeinerung und die Einheit von Bild und Text übten großen Einfluß auf die weitere Entwicklung der sowjetischen Plakatkunst aus.
Seine Erfahrungen aus der Arbeit an den ROSTA-Fenstern konnte Majakovskij später in seinem Reklameschaffen verwerten. Zur Zeit der NEP nahm die Werbung für die sowjetische Produktion politischen Charakter an. Majakovskij rief dazu auf, "über Reklame nachzudenken" und nahm selbst aktiv an der "ökonomischen Agitation" teil. Seine ersten Werbezeichnungen für Zeitungen und Zeitschriften waren noch dem Stil der ROSTA-Fenster verpflichtet. Nach dem Zusammenschluß mit A. Rodčenko zu den "Reklame-Konstrukteuren Majakovskij-Rodčenko" wurde der Stil der von diesem Künstlerduo entworfenen Anschläge, Plakate, Lichtreklamen, Buchumschläge und Verpackungen vor allem vom Konstruktivismus bestimmt. Der Text wurde jetzt zu einem bestimmenden Faktor ihrer Werbegraphik, die Darstellung der Gegenstände wurde schematischer, Photographien und deren Collagen wurden zu bedeutenden Gestaltungsmitteln. Außerdem kamen typographische Elemente wie Pfeile, Ausrufungszeichen und graphische Unterlegungen verstärkt zur Anwendung. Majakovskij arbeitete zwar überwiegend an den Werbetexten, versah diese jedoch häufig mit erklärenden Zeichnungen. "Ganz Moskau war mit unserer Produktion dekoriert" - erinnerte sich Rodčenko. Ihr Schaffen wurde 1925 auf der Internationalen Ausstellung für Kunstgewerbe in Paris mit einer Silbermedaille im Bereich "Kunst der Straßengestaltung" auch international gewürdigt.
Das vielseitige graphische Talent Majakovskijs entfaltete sich auch in anderen Bereichen. Bei der Inszenierung seiner eigenen Stücke ("Mysterium buffo", "Die Wanze", "Das Schwitzbad") trat er als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner, ja sogar als Schauspieler in Erscheinung; an den Filmen "Nicht für Geld geboren", "Das Fräulein und der Rowdy", "Vom Film gefesselt" arbeitete er als Drehbuchautor und Schauspieler mit. Zudem illustrierte er zahlreiche Bücher. Majakovskij gehörte außerdem zu den führenden Vertretern der "Linken Front der Künste" (LEF), einer Vereinigung russischer Avantgardekünstler der 20er Jahre; im Jahre 1918 stand er sogar an der Spitze der Kunstabteilung des Narkompros. Daneben trat Majakovskij als bedeutender Theoretiker der Produktionskunst und des Konstruktivismus hervor. Zutiefst enttäuscht von den politischen Entwicklungen Ende der 20er Jahre und dem aufkommenden Stalinismus, zudem künstlerisch mehr und mehr isoliert, schied Majakovskij 1930 durch Freitod aus dem Leben.
Sein künstlerisches, literarisches, theoretisches und organisatorisches Wirken war für die Herausbildung der sowjetischen Revolutionskultur von zentraler Bedeutung und ließ ihn zu einem der führenden Künstler seiner Zeit werden.
Schon vor der Revolution wandte sich Majakovskij der Volkskunst zu. In dieser Tradition zeichnete er während des Ersten Weltkriegs für den Verlag "Segodnjašnij lubok" (Heutiger Lubok) und ab 1917 für den Verlag "Parus".
"Anerkennen oder nicht anerkennen? Diese Frage stellte sich mir (...) nicht. Das war meine Revolution." - schrieb Majakovskij in seiner Autobiographie. Von 1919 bis 1921 arbeitete Majakovskij hauptsächlich an ROSTA- bzw. Glavpolitprosvet-Fenstern, die er selbst als "Geschichte eines dreijährigen Kampfes, mit dem Klang der Losungen und Farbflecken geschrieben" bezeichnete. In künstlerischer Hinsicht verarbeiteten die ROSTA-Fenster die Traditionen des satirischen Luboks, der politischen Graphik und des frühen Films. Die Komposition der ROSTA-Fenster basierte auf der Entfaltung des Sujets in einer Reihe von Einzelbildern und einer besonderen Form der künstlerischen Typisierung. Ihre Prinzipien waren indes recht vielfältig. Einige Bildergeschichten waren dabei durch rhetorische "Pausen" in Form von Frage- oder Ausrufezeichen, Figurenfragmenten oder bestimmten symbolischen Gegenständen (rote Hand, rotes Gewehr, roter Stiefel) unterbrochen. Mit Hilfe dieser Elemente wurde in den "Fenstern", wie in der Dichtung, ein erschwerter Wahrnehmungsrhythmus erzeugt.
Majakovskijs symbolhafte Typisierung positiver wie negativer Figuren orientierte sich nicht an individuellen Merkmale wie im traditionellen Lubok, sondern an sozialen. Der sozialen Charakterisierung dienten auch der Farbeinsatz und die Auswahl der graphischen Mittel: Arbeiter, Bauern und Soldaten erscheinen als rote Silhouetten, deren Konturen von dynamischen, scharfen und eckigen Linien dominiert werden; für den äußeren und inneren Gegner wurden dagegen Braun, Grün oder Blau verwendet, ihre Konturen sind eher gerundet. Die kontinuierliche Wiederholung dieser Figuren in den verschiedenen ROSTA-Fenstern verankerte diese im Gedächtnis der Betrachter und sicherte dadurch ihren Wiedererkennungswert. Majakovskijs satirisches Talent kam auch in der Komik der von ihm dargestellten Situationen zum Ausdruck, in denen Freund und Feind aufeinanderstießen.
Häufig übersetzte Majakovskij literarische Tropen ins Medium der darstellenden Kunst, seine Personifikationen abstrakter, "nicht darstellbarer" Begriffe kennzeichnete er zusätzlich mit Aufschriften (Hunger, Kommune). Viele seiner Icons sind in das Symbolsystem der revolutionären Kunst eingegangen, darunter etwa der Schmied am Amboß. Die Texte der ROSTA-Fenster, bestanden aus aphoristischen Versen Majakovskijs und waren untrennbar mit den Darstellungen verbunden. Das visuelle System der ROSTA-Fenster, ihr Lakonismus, die hier angewandten Prinzipien symbolischer Verallgemeinerung und die Einheit von Bild und Text übten großen Einfluß auf die weitere Entwicklung der sowjetischen Plakatkunst aus.
Seine Erfahrungen aus der Arbeit an den ROSTA-Fenstern konnte Majakovskij später in seinem Reklameschaffen verwerten. Zur Zeit der NEP nahm die Werbung für die sowjetische Produktion politischen Charakter an. Majakovskij rief dazu auf, "über Reklame nachzudenken" und nahm selbst aktiv an der "ökonomischen Agitation" teil. Seine ersten Werbezeichnungen für Zeitungen und Zeitschriften waren noch dem Stil der ROSTA-Fenster verpflichtet. Nach dem Zusammenschluß mit A. Rodčenko zu den "Reklame-Konstrukteuren Majakovskij-Rodčenko" wurde der Stil der von diesem Künstlerduo entworfenen Anschläge, Plakate, Lichtreklamen, Buchumschläge und Verpackungen vor allem vom Konstruktivismus bestimmt. Der Text wurde jetzt zu einem bestimmenden Faktor ihrer Werbegraphik, die Darstellung der Gegenstände wurde schematischer, Photographien und deren Collagen wurden zu bedeutenden Gestaltungsmitteln. Außerdem kamen typographische Elemente wie Pfeile, Ausrufungszeichen und graphische Unterlegungen verstärkt zur Anwendung. Majakovskij arbeitete zwar überwiegend an den Werbetexten, versah diese jedoch häufig mit erklärenden Zeichnungen. "Ganz Moskau war mit unserer Produktion dekoriert" - erinnerte sich Rodčenko. Ihr Schaffen wurde 1925 auf der Internationalen Ausstellung für Kunstgewerbe in Paris mit einer Silbermedaille im Bereich "Kunst der Straßengestaltung" auch international gewürdigt.
Das vielseitige graphische Talent Majakovskijs entfaltete sich auch in anderen Bereichen. Bei der Inszenierung seiner eigenen Stücke ("Mysterium buffo", "Die Wanze", "Das Schwitzbad") trat er als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner, ja sogar als Schauspieler in Erscheinung; an den Filmen "Nicht für Geld geboren", "Das Fräulein und der Rowdy", "Vom Film gefesselt" arbeitete er als Drehbuchautor und Schauspieler mit. Zudem illustrierte er zahlreiche Bücher. Majakovskij gehörte außerdem zu den führenden Vertretern der "Linken Front der Künste" (LEF), einer Vereinigung russischer Avantgardekünstler der 20er Jahre; im Jahre 1918 stand er sogar an der Spitze der Kunstabteilung des Narkompros. Daneben trat Majakovskij als bedeutender Theoretiker der Produktionskunst und des Konstruktivismus hervor. Zutiefst enttäuscht von den politischen Entwicklungen Ende der 20er Jahre und dem aufkommenden Stalinismus, zudem künstlerisch mehr und mehr isoliert, schied Majakovskij 1930 durch Freitod aus dem Leben.
Sein künstlerisches, literarisches, theoretisches und organisatorisches Wirken war für die Herausbildung der sowjetischen Revolutionskultur von zentraler Bedeutung und ließ ihn zu einem der führenden Künstler seiner Zeit werden.