Als im Frühjahr des Jahres 1920 in Petrograd die Plakatabteilung der ROSTA (PeterburgROSTA) gegründet wurde, sollte V. Lebedev in diesem kleinen Künstlerkollektiv die führende Rolle zufallen. Zu Beginn seines ROSTA-Schaffens war der Einfluß der satirischen Zeitschriftengraphik und des Lubok noch stark zu spüren. Seinen wichtigsten Beitrag zur Plakatkunst leistete Lebedev jedoch in seiner "kubistischen" Phase, die vom Ende des Jahres 1920 bis zum Ende des Jahres 1921 dauerte.
Schon vor der Revolution hatte sich Lebedev für den Kubismus begeistert. Lebedev verstand diese Kunstrichtung jedoch nicht als "Weltanschauung", sondern als reine Formsprache, als Suche nach prinzipiell neuen künstlerischen Möglichkeiten. Im Revolutionsplakat gewann diese lakonisch abstrakte Bildsprache Pathos und Energie, sie diente Lebedev zur Verbildlichung der Ideale der neuen Zeit. Die Ästhetik des Kubismus erwies sich auch hinsichtlich der Vervielfältigung der Plakate als äußerst vorteilhaft. Die Genauigkeit der per Hand anzufertigenden Kopien hing von der Klarheit der Formen und Farben der Originale ab, wie L. Brodaty, Lebedevs "Mitkämpfer" in der ROSTA, berichtete. Brodaty lüftete außerdem einige "Geheimisse" der fomalen Gestaltung: So war es der Mangel an blauer Farbe, der Lebedev auf den Gedanken einer effektvollen Verbindung von Schwarz und Blau brachte.
Lebedev schöpfte Themen und Symbole seiner Plakate aus der ihn umgebenden revolutionären Wirklichkeit. Hier fand er seine neuen Protagonisten, Arbeiter, Bauern, Soldaten und Matrosen, aber auch die Gegner der Revolution, den Bourgeois, die Entente, Vrangel', Spekulanten, Plünderer und Trinker. Während sich für die ROSTA-Fenster Majakovskijs die Begriffe "Bild-Typus" oder "Bild-Maske" etabliert haben, ist für Lebedevs Plakate eher der Begriff "Bild-Zeichen" passend. Der Arbeiter bewahrte auf Lebedevs Plakaten stets eine innere Energie, Monumentalität und Stärke. Lebedev reduzierte die Formen seiner Figuren bis an die Grenze zur Abstraktion, ohne dabei jedoch ihre Erkennbarkeit oder die Eindeutigkeit der dargestellten Situation in Frage zu stellen.
Bei der Verbildlichung der Revolutionsgegner setzte Lebedev auf deren 'typische' Attribute: Zigarre und schwarze Melone, Frack und Fliege. Im Unterschied aber zu den Moskauer ROSTA-Künstlern stellte Lebedev nicht deren abstoßende Physiognomien heraus, er 'vernichtete' die in zumeist grotesken Situationen dargestellten Feinde vielmehr in satirisch überspitzten Zeichnungen. Die Hyperbel war eines der Lieblingsverfahren des Künstlers, das sowohl für die Positiv- wie Negativpropaganda verwendet wurde.
Eine besondere Rolle spielte in Lebedevs Plakaten der farbliche Aufbau. Die klaren, reinen Farben, ihre kontrastive Gegenüberstellung wirkte nicht nur formbildend, sondern hatte auch inhaltliche Funktionen: Ein farbiger Monolith charakterisierte Arbeiter, Bauern und Matrosen, leuchtende Farbflächen ihre feierlichen Paraden, Farb-"Splitter" dienten dagegen der Visualisierung der verschiedenen gegnerischen Gruppen.
Lebedev baute seine Plakate häufig auf bestimmten charakteristischen Details auf. Mit nur drei Elementen, der weißen St. Andreas-Fahne, einem Schiff und der Figur Vrangel's, stellte Lebedev die Niederlage des Admirals dar. In Anbetracht der hohen formalen und inhaltlichen Abstraktion der Plakate Lebedevs stellt sich freilich die Frage, ob dem damaligen Betrachter diese Kunst verständlich war. Zeitgenossen bezeugen jedoch, daß seine ROSTA-Fenster von breiten Bevölkerungsgruppen verstanden und angenommen wurden. Freilich gab es, so L. Brodaty, auch Vorwürfe. Plakatkritiker wußten indes die innovativen Bestrebungen Lebedevs durchaus zu schätzen. Anfang der 30er Jahre geriet Lebedev dennoch in das Kreuzfeuer staatlich-ideologischer Kritik; ihm wird "Formalismus" vorgeworfen, seine Plakate werden zensiert und bis in die 60er Jahre weggeschlossen.
Nach Beendigung der Arbeit für ROSTA wandte sich Lebedev vom Plakat ab. Erst im Zweiten Weltkrieg kehrte er, nun als Mitarbeiter der TASS-Fenster, wieder zu dieser agitatorischen Kunstform zurück. In den 20er und 30er Jahren war Lebedev dagegen überwiegend als Graphiker und Illustrator tätig. Er illustrierte zahleiche Kinderbücher, mit denen Generationen sowjetischer Kinder aufgewuchsen. Außerdem leitete er die Leningrader Schule für Buchgraphik, in der die Traditionen der ROSTA-Fenster aufgegriffen und weitergeführt wurden.
Schon vor der Revolution hatte sich Lebedev für den Kubismus begeistert. Lebedev verstand diese Kunstrichtung jedoch nicht als "Weltanschauung", sondern als reine Formsprache, als Suche nach prinzipiell neuen künstlerischen Möglichkeiten. Im Revolutionsplakat gewann diese lakonisch abstrakte Bildsprache Pathos und Energie, sie diente Lebedev zur Verbildlichung der Ideale der neuen Zeit. Die Ästhetik des Kubismus erwies sich auch hinsichtlich der Vervielfältigung der Plakate als äußerst vorteilhaft. Die Genauigkeit der per Hand anzufertigenden Kopien hing von der Klarheit der Formen und Farben der Originale ab, wie L. Brodaty, Lebedevs "Mitkämpfer" in der ROSTA, berichtete. Brodaty lüftete außerdem einige "Geheimisse" der fomalen Gestaltung: So war es der Mangel an blauer Farbe, der Lebedev auf den Gedanken einer effektvollen Verbindung von Schwarz und Blau brachte.
Lebedev schöpfte Themen und Symbole seiner Plakate aus der ihn umgebenden revolutionären Wirklichkeit. Hier fand er seine neuen Protagonisten, Arbeiter, Bauern, Soldaten und Matrosen, aber auch die Gegner der Revolution, den Bourgeois, die Entente, Vrangel', Spekulanten, Plünderer und Trinker. Während sich für die ROSTA-Fenster Majakovskijs die Begriffe "Bild-Typus" oder "Bild-Maske" etabliert haben, ist für Lebedevs Plakate eher der Begriff "Bild-Zeichen" passend. Der Arbeiter bewahrte auf Lebedevs Plakaten stets eine innere Energie, Monumentalität und Stärke. Lebedev reduzierte die Formen seiner Figuren bis an die Grenze zur Abstraktion, ohne dabei jedoch ihre Erkennbarkeit oder die Eindeutigkeit der dargestellten Situation in Frage zu stellen.
Bei der Verbildlichung der Revolutionsgegner setzte Lebedev auf deren 'typische' Attribute: Zigarre und schwarze Melone, Frack und Fliege. Im Unterschied aber zu den Moskauer ROSTA-Künstlern stellte Lebedev nicht deren abstoßende Physiognomien heraus, er 'vernichtete' die in zumeist grotesken Situationen dargestellten Feinde vielmehr in satirisch überspitzten Zeichnungen. Die Hyperbel war eines der Lieblingsverfahren des Künstlers, das sowohl für die Positiv- wie Negativpropaganda verwendet wurde.
Eine besondere Rolle spielte in Lebedevs Plakaten der farbliche Aufbau. Die klaren, reinen Farben, ihre kontrastive Gegenüberstellung wirkte nicht nur formbildend, sondern hatte auch inhaltliche Funktionen: Ein farbiger Monolith charakterisierte Arbeiter, Bauern und Matrosen, leuchtende Farbflächen ihre feierlichen Paraden, Farb-"Splitter" dienten dagegen der Visualisierung der verschiedenen gegnerischen Gruppen.
Lebedev baute seine Plakate häufig auf bestimmten charakteristischen Details auf. Mit nur drei Elementen, der weißen St. Andreas-Fahne, einem Schiff und der Figur Vrangel's, stellte Lebedev die Niederlage des Admirals dar. In Anbetracht der hohen formalen und inhaltlichen Abstraktion der Plakate Lebedevs stellt sich freilich die Frage, ob dem damaligen Betrachter diese Kunst verständlich war. Zeitgenossen bezeugen jedoch, daß seine ROSTA-Fenster von breiten Bevölkerungsgruppen verstanden und angenommen wurden. Freilich gab es, so L. Brodaty, auch Vorwürfe. Plakatkritiker wußten indes die innovativen Bestrebungen Lebedevs durchaus zu schätzen. Anfang der 30er Jahre geriet Lebedev dennoch in das Kreuzfeuer staatlich-ideologischer Kritik; ihm wird "Formalismus" vorgeworfen, seine Plakate werden zensiert und bis in die 60er Jahre weggeschlossen.
Nach Beendigung der Arbeit für ROSTA wandte sich Lebedev vom Plakat ab. Erst im Zweiten Weltkrieg kehrte er, nun als Mitarbeiter der TASS-Fenster, wieder zu dieser agitatorischen Kunstform zurück. In den 20er und 30er Jahren war Lebedev dagegen überwiegend als Graphiker und Illustrator tätig. Er illustrierte zahleiche Kinderbücher, mit denen Generationen sowjetischer Kinder aufgewuchsen. Außerdem leitete er die Leningrader Schule für Buchgraphik, in der die Traditionen der ROSTA-Fenster aufgegriffen und weitergeführt wurden.