Die von der Propaganda inszenierte Verehrung Josif Stalins, Generalsekretär der Kommunistischen Partei seit 1922, ist ein mediales Kunstprodukt, das Ergebnis einer intensiven und flächendeckenden konzertierten Aktion aller politischen und staatlichen Instanzen. Politische Informationen und Propaganda sind ohne das Merkmal Stalin undenkbar.
Stalin war Konzept, Lebensform, Umgebung, medialer Raum. In der Imago Stalins realisierten sich, so die Propaganda, die Gesetze der Weltgeschichte, die eigentliche, echte Person Stalin trat hinter dieser Imago zurück. Sie war für das Medium Plakat weitgehend uninteressant.
Das Stalinbild formierte sich endgültig nach 1928. Sein Auftritt auf der Bühne der Propaganda-Bilder ist nicht von Anfang an pompös und monumental; Karikaturen wie bei Lenin fehlen. Stalin figurierte zunächst auf Strichzeichnungsplakaten, wie bei V. Deni, die ihn als „Pfeifenraucher der besonderen Art" zeigen, der auf höchst merksame Weise die vermeintlichen Gegner des Sowjetsystems vernichtet. Eine sichtbare Verschiebung rückte Lenin bereits in den Hintergrund und präsentierte Stalin als neuen Steuermann der UdSSR, wie auf einem Plakat von B. Efimov. Das Steuermann-Motiv sollte in den 1930er Jahren noch oft Verwendung finden.
Das Jahr 1931 bildete einen Wendepunkt in der Stalin-Propaganda; besonders in den Photomontage-Plakaten von G. Klucis deutete sich der Übergang zu Monumentalität und Totalität an. Stalin tritt aus Lenins Schatten und übernimmt seinen Platz in der Herrscherikonographie. Zunächst sucht die Figur Stalins noch die Nähe zu den von ihm Umworbenden. Kurze Zeit danach wuchs er dann jedoch aus der politischen Elite und der Masse der Bevölkerung empor, wie auf Klucis Plakaten der Jahre 1933 (Unter dem Banner Lenins).
Diese Monumentalisierung, die mit einer hohen Gleichförmigkeit in Kleidung und Gestik einherging, führte zur fast vollkommenen Erstarrung in Szenarien des Grusses und der Huldigung, wie Plakate von Klucis 1935/36 zeigen (Kader entscheiden alles). Starre und Bruchstellen in der Zentralperspektive verweisen auf Baupinzipien der russischen Ikonenkunst. Stalin ist präsent, gleichzeitig jedoch für sein Auditorium abwesend: Blickrichtung und Geste in die Irrealität gewandt. Es ging also vor allem um seine Präsenz als Motiv, nicht um seine sinnvolle Einbettung in einen visuellen Kontext.
Parallel hierzu existierten allerdings auch Plakate, die seine Imago durch Genreszenen in plausible Realitäten zurückführten. Stalin an seinem Arbeitsplatz im Kreml, Stalin fürsorglich mit einem Kind auf dem Arm. Damit war Stalin real und außerzeitlich, menschlich und göttlich in gleicher Weise (V. Govorkov, Um einen jeden von uns).
Nach dem Sieg im Zweiten Weltkrieg fand der Stalin-Kult seinen absoluten Höhepunkt. Stalin wurde nun zum zentralen Motiv eines „dynastischen Portraits", das als Genre bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt war. Der militärische Sieg bereicherte auch die personalen Attribute: Ordens- und Ehrenzeichen, Stalin im weißen Kittel des Generalissimus. Situativer Kontext und rituelle Gestik, Stalins Hand erhoben in wegweisender oder demonstrativer Pose, engen sich Ende der 40er Jahre immer mehr ein. Neben Auftritts- und Huldigungszenarien, die der Masse in seiner Nähe bedürfen, öffnen sich die Raumdimensionen, in denen Stalin zunehmend isoliert und einsam erscheint. Die Aura, die um diese Führerfigur gelegt wird, läßt echte Nähe von Menschen nicht mehr zu.
Mit der Perestrojka gewann die Figur Stalins im Zuge einer kritischen Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe auf abrupte Weise neue Brisanz. Zielscheibe der Kritik war dabei nicht nur die ihm zugeschriebene Monumentalität. Stalin mutierte jetzt zur Mordmaschine, zum Hauptverantwortlichen für Terror und Verfolgung. Stellvertretend in seiner Person entledigte man sich der eigentlichen Frage nach politischer Verantwortung und kollektiver Mitschuld, deklarierte Stalin zum zweiten Gesicht totalitärer Praxis. Stalin als neues Feindbild der Perestrojka erlangte damit wieder allumfassende Züge: er allein stand für die Vernichtung russischer Kultur, für die Verfolgung Millionen Unschuldiger.
Stalin war Konzept, Lebensform, Umgebung, medialer Raum. In der Imago Stalins realisierten sich, so die Propaganda, die Gesetze der Weltgeschichte, die eigentliche, echte Person Stalin trat hinter dieser Imago zurück. Sie war für das Medium Plakat weitgehend uninteressant.
Das Stalinbild formierte sich endgültig nach 1928. Sein Auftritt auf der Bühne der Propaganda-Bilder ist nicht von Anfang an pompös und monumental; Karikaturen wie bei Lenin fehlen. Stalin figurierte zunächst auf Strichzeichnungsplakaten, wie bei V. Deni, die ihn als „Pfeifenraucher der besonderen Art" zeigen, der auf höchst merksame Weise die vermeintlichen Gegner des Sowjetsystems vernichtet. Eine sichtbare Verschiebung rückte Lenin bereits in den Hintergrund und präsentierte Stalin als neuen Steuermann der UdSSR, wie auf einem Plakat von B. Efimov. Das Steuermann-Motiv sollte in den 1930er Jahren noch oft Verwendung finden.
Das Jahr 1931 bildete einen Wendepunkt in der Stalin-Propaganda; besonders in den Photomontage-Plakaten von G. Klucis deutete sich der Übergang zu Monumentalität und Totalität an. Stalin tritt aus Lenins Schatten und übernimmt seinen Platz in der Herrscherikonographie. Zunächst sucht die Figur Stalins noch die Nähe zu den von ihm Umworbenden. Kurze Zeit danach wuchs er dann jedoch aus der politischen Elite und der Masse der Bevölkerung empor, wie auf Klucis Plakaten der Jahre 1933 (Unter dem Banner Lenins).
Diese Monumentalisierung, die mit einer hohen Gleichförmigkeit in Kleidung und Gestik einherging, führte zur fast vollkommenen Erstarrung in Szenarien des Grusses und der Huldigung, wie Plakate von Klucis 1935/36 zeigen (Kader entscheiden alles). Starre und Bruchstellen in der Zentralperspektive verweisen auf Baupinzipien der russischen Ikonenkunst. Stalin ist präsent, gleichzeitig jedoch für sein Auditorium abwesend: Blickrichtung und Geste in die Irrealität gewandt. Es ging also vor allem um seine Präsenz als Motiv, nicht um seine sinnvolle Einbettung in einen visuellen Kontext.
Parallel hierzu existierten allerdings auch Plakate, die seine Imago durch Genreszenen in plausible Realitäten zurückführten. Stalin an seinem Arbeitsplatz im Kreml, Stalin fürsorglich mit einem Kind auf dem Arm. Damit war Stalin real und außerzeitlich, menschlich und göttlich in gleicher Weise (V. Govorkov, Um einen jeden von uns).
Nach dem Sieg im Zweiten Weltkrieg fand der Stalin-Kult seinen absoluten Höhepunkt. Stalin wurde nun zum zentralen Motiv eines „dynastischen Portraits", das als Genre bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt war. Der militärische Sieg bereicherte auch die personalen Attribute: Ordens- und Ehrenzeichen, Stalin im weißen Kittel des Generalissimus. Situativer Kontext und rituelle Gestik, Stalins Hand erhoben in wegweisender oder demonstrativer Pose, engen sich Ende der 40er Jahre immer mehr ein. Neben Auftritts- und Huldigungszenarien, die der Masse in seiner Nähe bedürfen, öffnen sich die Raumdimensionen, in denen Stalin zunehmend isoliert und einsam erscheint. Die Aura, die um diese Führerfigur gelegt wird, läßt echte Nähe von Menschen nicht mehr zu.
Mit der Perestrojka gewann die Figur Stalins im Zuge einer kritischen Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe auf abrupte Weise neue Brisanz. Zielscheibe der Kritik war dabei nicht nur die ihm zugeschriebene Monumentalität. Stalin mutierte jetzt zur Mordmaschine, zum Hauptverantwortlichen für Terror und Verfolgung. Stellvertretend in seiner Person entledigte man sich der eigentlichen Frage nach politischer Verantwortung und kollektiver Mitschuld, deklarierte Stalin zum zweiten Gesicht totalitärer Praxis. Stalin als neues Feindbild der Perestrojka erlangte damit wieder allumfassende Züge: er allein stand für die Vernichtung russischer Kultur, für die Verfolgung Millionen Unschuldiger.