"Den Willen der Massen, den Willen, der aus der Passivität in die Aktivität führt, zu einem einzigen Komplex zu konzentrieren - das ist die Hauptaufgabe der Plakatkunst". Mit diesen Worten hatte D. Moor seine Auffassung vom Wesen der Plakatkunst generell, aber auch das Credo seines eigenen Schaffens klar umrissen. {Моор Д. С. Из записных книжек//Д. Моор. Я - большевик/Сост. и авт. вступ. ст. Ю. Халаминский, М., 1967. С. 16.}
Dmitrij Moor, Pionier und Altmeister des sowjetischen Plakats, besaß keine professionelle künstlerische Ausbildung. Nur kurze Zeit besuchte der talentierte Autodidakt das Atelier des Künstlers P. Kelin. Vor der Oktoberrevolution arbeitete Moor für satirische Zeitungen und Zeitschriften, von 1905 bis 1907 nahm er aktiv am Moskauer Aufstand teil. Vom Oktoberumsturz des Jahres 1917 begeistert, beteiligt sich Moor an der künstlerischen Ausgestaltung von Propagandazügen und der Herstellung von Rosta-Fenstern, von denen er etwa 50 Exemplare entwarf. Den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens sollte jedoch das Plakat bilden.
"Ich suchte neue, den Massen zugängliche Formen der bildlichen Rede. Ich habe mich stets darum bemüht, daß die Sprache des Künstlers gleichbedeutend mit der Stimme des politischen Redners anzusehen war" schrieb Moor später. {Моор Д. С. Из записных книжек//Д. Моор. Я - большевик/Сост. и авт. вступ. ст. Ю. Халаминский, М., 1967. С. 16.}
Da sich Moor auf keine fertigen Konzepte und Vorlagen stützen konnte, mußte er sich die Sprache des Plakats eigenständig aneignen. Dabei bediente er sich zunächst traditioneller Allegorien (Tod dem Weltimperialismus), ließ seine Erfahrungen aus der Lubokgestaltung und Zeitschriftengraphik einfließen und legte oft seinen Plakaten einen antithetischen Bildaufbau zugrunde. Moor bereicherte allegorische Formelhaftigkeit mit neuen Inhalten, entwickelte eine neue sozialistische Symbolik und inspirierte seine Zeitgenossen so mit Bildern einer "lichten Zukunft".
Das Hauptverdienst Moors bestand jedoch in der Weiterentwicklung des "heroischen" Plakatgenres. Mit dem Plakat "Hast du dich als Freiwilliger..." schuf er ein plakatives Symbol des Bürgerkriegs, seiner pathetischen Grundstimmung und Dramatik. Der eigentliche 'Held der Revolution', der Rotarmist, präsentierte sich hier mit appellativer Geste in monumentaler Stärke und Entschiedenheit. Die Gestaltung dieses Bildes erforderte jetzt neue Ausdrucksmittel, die den weiteren Stil des Revolutionsplakats bestimmen sollten: Lakonismus, Monumentalität, expressive Bild- und Farbsymbolik und direkte Appellativität. In der Folge schuf Moor eine Reihe positiver Kämpferfiguren, deren gefestigter Charakter sich aus den Erfahrungen des Bürgerkriegs und der ersten Aufbauarbeit ableiten lassen sollte (Erster Mai).
Die Gegner der Revolution bekämpfte Moor vor allem mit satirischen Mitteln. In seinen Plakaten ließ er sie abstoßend und grauenerregend erscheinen, bei ihrer Charakterisierung sparte er nicht an schwarzer Farbe. Moors hyperbolischer, grotesker, ja sarkastischer Stil wurde zuweilen auf Einflüsse der Volkskunst (Sowjetische Rübe) zurückgeführt, andere Kunsthistoriker betonen den stilbildenden Einfluß der Zeitungsgrafik ("Vrangel' lebt noch"). Seine allegorische, hyperbolische und metaphorische Bildsprache erlangt in jenen Kompositionen ihre größte Ausdruckskraft, in denen "heroische" und satirische Bild- bzw. Figurenkonzepte aufeinanderstoßen, in denen die 'Überlegenheit der Kommunisten' und die Chancenlosigkeit ihrer Gegner dargestellt wird. Der für Moor typische 'Humor' war vor allem in der Wahl der Situationen und in expressiven kompositorischen Details erkennbar (Ein rotes Geschenk).
In den Jahren des Bürgerkriegs (1919 - 1921) schuf Moor mehr als 100 Plakate. Es gab kein aktuelles politisches Thema, das nicht seinen Niederschlag in seinem Werk gefunden hätte. In einem Sonderbefehl des Revolutionären Kriegsrats der Republik wurde er Anfang der 20er Jahre als "Bannerträger im Kampf" ausgezeichnet, die Revolutionsregierung dankte ihm "für seine heldenhafte Arbeit mit den ihm eigenen Waffen Bleistift und Pinsel".
Schon im Bürgerkrieg begann Moor, auch für zentrale Zeitungen zu arbeiten. In den 20er Jahren wurde dies zu seiner Hauptbeschäftigung. Aber auch im Plakat blieb er weiterhin aktiv. 1922 wandte er sich anläßlich der Hungersnot im Wolgagebiet mit dem Plakat "Hilf!" an die Öffentlichkeit. Die unvorstellbare Armut der Bevölkerung konzentrierte Moor in der Figur eines ausgemergelten alten Mannes und einer kleinen geknickten Ähre. Plakate von derart großer emotionaler Dichte und expressiver Appellativität waren und sind in der Plakatgeschichte nur selten anzutreffen.
In den 20er Jahren wurde die antireligiöse Propaganda zu Moors wesentlichem Arbeitsfeld. Als Organisator und wichtigster Mitarbeiter der Zeitschrift "Der Gottlose" und "Der Gottlose an der Werkbank" gestaltete Moor Zeitschriftenenbände, Illustrationen und Plakate (Ich bin ein Gottloser). Auch in den Plakaten der 30er Jahre trat Moor heftig gegen kirchliche Würdenträger auf. Seine graphische Sprache blieb wie ehedem lakonisch zugespitzt, es dominierten abstrahierende Formen, ein flächiger Bildaufbau mit silhouettenhaften Zeichnungen und sorgfältig abgestimmten Farbübergängen, die auf neuen, von ihm entwickelten Verfahren fließender Farbübergänge basierten. Seine Zeitungsgraphik, die IZOGIZ-Fenster und Plakate waren stets aktuellen Themen gewidmet, so z.B. dem 'Kampf gegen den Faschismus' (Schwarze Krähen rüsten sich).
Anfang der 30er Jahre übernahm Moor auch administrative Aufgaben. Er gehörte zu den Gründern der "Vereinigung revolutionärer Plakatarbeiter" (ORRP), deren Vorsitzender er bis 1932 war. Außerdem arbeitete er weiterhin für die IZOGIZ-Fenster.
Der Verlust an agitativen und propagandistischen Potentialen in der Plakatkunst in der zweiten Hälfte der 30er Jahre ließ den Künstler in kritischen und theoretischen Beiträgen für eine Neubelebung der revolutionären Traditionen eintreten. Mit großem Enthusiasmus arbeitete Moor an Zeichnungen zu Majakovskijs Poem "Gut", denn schon in den 20er hatte er mit Illustrationen hierzu begonnen. Neben seiner kreativen Arbeit profilierte sich Moor als Pädagoge, der zuerst am VCHUTEIN (Höheres Staatliches Künstlerisch-Technisches Institut), dann am Moskauer Staatlichen Kunstinstitut lehrte.
Der Zweite Weltkrieg veranlaßte Moor, seine erprobte 'Waffe', die Stilmittel der bissigen Satire, wieder aufzunehmen. Daß diese Mittel nach wie vor wirksam waren, demonstrierte sowohl der grapfische Zyklus "Die Geschichte von Fritz" als auch seine in Samarkand und Moskau entstandenen Plakate.
Seine letzte große Arbeit, Illustrationen zum "Igorlied" und zu Puškins Poem "Ruslan und Ljudmila", vollendete Moor kurz vor seinem Tod. Nach Aleksandr Dejneka stellt das Werk Dmitrij Moors "einen Meilenstein in der Geschichte des russischen Plakats, der russischen Satire und Illustrationskunst dar."
Dmitrij Moor, Pionier und Altmeister des sowjetischen Plakats, besaß keine professionelle künstlerische Ausbildung. Nur kurze Zeit besuchte der talentierte Autodidakt das Atelier des Künstlers P. Kelin. Vor der Oktoberrevolution arbeitete Moor für satirische Zeitungen und Zeitschriften, von 1905 bis 1907 nahm er aktiv am Moskauer Aufstand teil. Vom Oktoberumsturz des Jahres 1917 begeistert, beteiligt sich Moor an der künstlerischen Ausgestaltung von Propagandazügen und der Herstellung von Rosta-Fenstern, von denen er etwa 50 Exemplare entwarf. Den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens sollte jedoch das Plakat bilden.
"Ich suchte neue, den Massen zugängliche Formen der bildlichen Rede. Ich habe mich stets darum bemüht, daß die Sprache des Künstlers gleichbedeutend mit der Stimme des politischen Redners anzusehen war" schrieb Moor später. {Моор Д. С. Из записных книжек//Д. Моор. Я - большевик/Сост. и авт. вступ. ст. Ю. Халаминский, М., 1967. С. 16.}
Da sich Moor auf keine fertigen Konzepte und Vorlagen stützen konnte, mußte er sich die Sprache des Plakats eigenständig aneignen. Dabei bediente er sich zunächst traditioneller Allegorien (Tod dem Weltimperialismus), ließ seine Erfahrungen aus der Lubokgestaltung und Zeitschriftengraphik einfließen und legte oft seinen Plakaten einen antithetischen Bildaufbau zugrunde. Moor bereicherte allegorische Formelhaftigkeit mit neuen Inhalten, entwickelte eine neue sozialistische Symbolik und inspirierte seine Zeitgenossen so mit Bildern einer "lichten Zukunft".
Das Hauptverdienst Moors bestand jedoch in der Weiterentwicklung des "heroischen" Plakatgenres. Mit dem Plakat "Hast du dich als Freiwilliger..." schuf er ein plakatives Symbol des Bürgerkriegs, seiner pathetischen Grundstimmung und Dramatik. Der eigentliche 'Held der Revolution', der Rotarmist, präsentierte sich hier mit appellativer Geste in monumentaler Stärke und Entschiedenheit. Die Gestaltung dieses Bildes erforderte jetzt neue Ausdrucksmittel, die den weiteren Stil des Revolutionsplakats bestimmen sollten: Lakonismus, Monumentalität, expressive Bild- und Farbsymbolik und direkte Appellativität. In der Folge schuf Moor eine Reihe positiver Kämpferfiguren, deren gefestigter Charakter sich aus den Erfahrungen des Bürgerkriegs und der ersten Aufbauarbeit ableiten lassen sollte (Erster Mai).
Die Gegner der Revolution bekämpfte Moor vor allem mit satirischen Mitteln. In seinen Plakaten ließ er sie abstoßend und grauenerregend erscheinen, bei ihrer Charakterisierung sparte er nicht an schwarzer Farbe. Moors hyperbolischer, grotesker, ja sarkastischer Stil wurde zuweilen auf Einflüsse der Volkskunst (Sowjetische Rübe) zurückgeführt, andere Kunsthistoriker betonen den stilbildenden Einfluß der Zeitungsgrafik ("Vrangel' lebt noch"). Seine allegorische, hyperbolische und metaphorische Bildsprache erlangt in jenen Kompositionen ihre größte Ausdruckskraft, in denen "heroische" und satirische Bild- bzw. Figurenkonzepte aufeinanderstoßen, in denen die 'Überlegenheit der Kommunisten' und die Chancenlosigkeit ihrer Gegner dargestellt wird. Der für Moor typische 'Humor' war vor allem in der Wahl der Situationen und in expressiven kompositorischen Details erkennbar (Ein rotes Geschenk).
In den Jahren des Bürgerkriegs (1919 - 1921) schuf Moor mehr als 100 Plakate. Es gab kein aktuelles politisches Thema, das nicht seinen Niederschlag in seinem Werk gefunden hätte. In einem Sonderbefehl des Revolutionären Kriegsrats der Republik wurde er Anfang der 20er Jahre als "Bannerträger im Kampf" ausgezeichnet, die Revolutionsregierung dankte ihm "für seine heldenhafte Arbeit mit den ihm eigenen Waffen Bleistift und Pinsel".
Schon im Bürgerkrieg begann Moor, auch für zentrale Zeitungen zu arbeiten. In den 20er Jahren wurde dies zu seiner Hauptbeschäftigung. Aber auch im Plakat blieb er weiterhin aktiv. 1922 wandte er sich anläßlich der Hungersnot im Wolgagebiet mit dem Plakat "Hilf!" an die Öffentlichkeit. Die unvorstellbare Armut der Bevölkerung konzentrierte Moor in der Figur eines ausgemergelten alten Mannes und einer kleinen geknickten Ähre. Plakate von derart großer emotionaler Dichte und expressiver Appellativität waren und sind in der Plakatgeschichte nur selten anzutreffen.
In den 20er Jahren wurde die antireligiöse Propaganda zu Moors wesentlichem Arbeitsfeld. Als Organisator und wichtigster Mitarbeiter der Zeitschrift "Der Gottlose" und "Der Gottlose an der Werkbank" gestaltete Moor Zeitschriftenenbände, Illustrationen und Plakate (Ich bin ein Gottloser). Auch in den Plakaten der 30er Jahre trat Moor heftig gegen kirchliche Würdenträger auf. Seine graphische Sprache blieb wie ehedem lakonisch zugespitzt, es dominierten abstrahierende Formen, ein flächiger Bildaufbau mit silhouettenhaften Zeichnungen und sorgfältig abgestimmten Farbübergängen, die auf neuen, von ihm entwickelten Verfahren fließender Farbübergänge basierten. Seine Zeitungsgraphik, die IZOGIZ-Fenster und Plakate waren stets aktuellen Themen gewidmet, so z.B. dem 'Kampf gegen den Faschismus' (Schwarze Krähen rüsten sich).
Anfang der 30er Jahre übernahm Moor auch administrative Aufgaben. Er gehörte zu den Gründern der "Vereinigung revolutionärer Plakatarbeiter" (ORRP), deren Vorsitzender er bis 1932 war. Außerdem arbeitete er weiterhin für die IZOGIZ-Fenster.
Der Verlust an agitativen und propagandistischen Potentialen in der Plakatkunst in der zweiten Hälfte der 30er Jahre ließ den Künstler in kritischen und theoretischen Beiträgen für eine Neubelebung der revolutionären Traditionen eintreten. Mit großem Enthusiasmus arbeitete Moor an Zeichnungen zu Majakovskijs Poem "Gut", denn schon in den 20er hatte er mit Illustrationen hierzu begonnen. Neben seiner kreativen Arbeit profilierte sich Moor als Pädagoge, der zuerst am VCHUTEIN (Höheres Staatliches Künstlerisch-Technisches Institut), dann am Moskauer Staatlichen Kunstinstitut lehrte.
Der Zweite Weltkrieg veranlaßte Moor, seine erprobte 'Waffe', die Stilmittel der bissigen Satire, wieder aufzunehmen. Daß diese Mittel nach wie vor wirksam waren, demonstrierte sowohl der grapfische Zyklus "Die Geschichte von Fritz" als auch seine in Samarkand und Moskau entstandenen Plakate.
Seine letzte große Arbeit, Illustrationen zum "Igorlied" und zu Puškins Poem "Ruslan und Ljudmila", vollendete Moor kurz vor seinem Tod. Nach Aleksandr Dejneka stellt das Werk Dmitrij Moors "einen Meilenstein in der Geschichte des russischen Plakats, der russischen Satire und Illustrationskunst dar."