ROSTA ist die offizielle Abkürzung für "Russische Telegraphische Agentur". Okna ROSTA, also ROSTA-Fenster, waren große Papierbögen, versehen mit Bildern und Texten, mit denen politische Neuigkeiten und Ereignisse massenwirksam verbreitet und kommentiert wurden. Sie entstanden im Bürgerkrieg (1919), als andere Informationsmittel nicht oder nur unzureichend zur Verfügung standen. Ab September 1919 wurden sie in den leeren Schaufenstern von Geschäften und Institutionen ausgestellt und zogen nach ihrem Erscheinen die Aufmerksamkeit der Passanten schnell auf sich.
Die Idee, gerade diese Plakatform zu entwickeln, stammte von M. Čeremnych. Er ist ebenfalls der Autor des ersten Plakats dieser Art, das im Jahre 1919 erschien. Die Idee wurde von V. Majakovskij aufgegriffen, der im Oktober 1919 zur Gruppe der ROSTA-Künstler stieß, etwas später schlossen sich I. Malutin, A. Njurenberg und andere Künstler an. V. Majakovskij wurde schnell zum Organisator und künstlerischen Leiter dieser Gruppe, er verfaßte selbst die Texte und Zeichnungen, wobei er die Themen der laufenden politischen Berichterstattung (Nachrichtenagentur) entnahm und zur künstlerischen Bearbeitung an seine Kollegen weitergab.
Majakovskij hatte, wie auch die anderen ca. 100 Mitglieder der Gruppe, ein ungewöhnlich hohes Arbeitstempo. Weit über 1.500 dieser großformatigen Plakate, die aus bis zu zwölf Einzelbildern bestehen konnten, enstanden zwischen 1919 und 1922.
Die Arbeit an den ROSTA-Fenstern war ausgesprochen anstrengend und ließ den Künstlern nur wenige Erholungspausen. “Dringend“ war das Wort, das den Arbeitsstil bestimmte. Oft über Nacht wurden Nachrichten in Bildmeldungen umgesetzt, die Texte entworfen und die entsprechenden Einzelbilder angefertigt. Majakovskij rühmte sich damit, daß oft nur wenige Stunden nach Eintreffen einer Nachricht das fertige ROSTA-Fenster bereits ausgehängt werden konnte. ROSTA-Fenster wurden nicht nur in Moskau, sondern auch von V. Lebedev und seiner Gruppe in Petrograd (PeterburgROSTA) sowie in mehr als 50 weiteren Städten Sowjetrußlands (u.a. in Smolensk, Kostroma, Odessa, im Ural) produziert, wobei die örtlichen Künstler oft auch die Vorlagen (Schablonen) der Moskauer Fenster nutzen, bis man später eigene Formen entwickelte.
Wodurch unterschieden sich ROSTA-Fenster von anderen Plakatformen? Vor allem durch ihre Größe und Mehrbildrigkeit. Solch großformatige Plakate mit traditioneller lithographischer Technik zu vervielfältigen, wäre aus zeitlichen und technischen Gründen unmöglich gewesen. Die gesamte Auflage eines Plakats wurde manuell, d.h. mit Hilfe von Schablonen (Trafaret, ital. traforetto) angefertigt. Zunächst wurde das Original (Künstlerzeichnung) erstellt, danach wurden je nach Anzahl der Farben Schablonenformen ausgestanzt oder -geschnitten. Diese Schablonen wurden auf die noch leeren Papierbögen gelegt, dann manuell mit der entsprechenden Farbe überwälzt, wobei die Farbe in den ausgestanzten Flächen auf das Papier übertragen wurde. Danach legte man auf diese, bereits bedruckten Bögen die nächste Schablone und wiederholte den Vorgang mit der nächsten Farbe und Form. Auf diese Art wurden bis zu 400 Exemplare eines Plakats geschaffen, die Gesamtzahl der im Schablonenverfahren bedruckten Einzelbilder geht in die Millionen. Mit Hilfe von Schablonen wurden auch Zäune und Häuser bemalt. Später wurden die Vorlagen/Schablonen in andere Städte geschickt, wo örtliche Maler weitere Plakate erstellten.
Die konkrete Funktion des Plakats, ebenso wie seine Form, Fertigungsmethode und natürlich der individuelle künstlerische Stil bestimmten die Eigenheiten der ROSTA-Fenster. Einige seiner wichtigsten Merkmale waren:
das Gestaltungsprinzip des Lubok (traditioneller russischer Bilderbogen), d.h. eine folgerichtige und nachvollziehbare Schilderung (Sujet) in Bildern und begleitenden Texten,
eine radikale formale Reduktion und Kompaktheit,
der Rückgriff auf ein System einprägsamer und allgemeinverständlicher Symbole und Motive, z.B. der "Rabe" ('Zerrüttung'), die "Erdkugel" ('Weltrevolution'), die "rote Hand/Faust" ('Arbeitermacht') etc.
lakonisch gehaltene, pointierende und leicht zu merkende Texte in Reimform,
thematische Breite und Vielfalt (vom Nutzen von Impfungen bis zum Siegeszug des Kommunismus) und
eine hohe Interaktivität, d.h. ein Einbeziehen des Betrachters in einen virtuellen Dialog (durch Aufrufe, Fragen, Forderungen oder Infragestellen der Bildinhalte und -aussagen).
Das visuelle System der ROSTA-Fenster stand stilistisch und inhaltlich den frühen Agitationsfilmen nah, vor allem dem kurze Zeit später entstehenden politischen Zeichentrickfilm. Hier wurden bereits Techniken wie kompositorische 'Pausen' und Großaufnahmen verwendet, die es zu dieser Zeit in der Filmkunst selbst noch nicht gab. Im Januar 1921 wurde die künstlerische Werkstatt der ROSTA-Fenster an Glavpolitprosvet (Politische Aufklärung des Volksbildungsministerium) übergeben (“Okna Glavpolitprosveta“).
Die ROSTA-Fenster hatten einen außerordentlichen Einfluß auf die weitere Entwicklung der sowjetischen Plakatkunst, ihre Symbolik und ihre verbalen Ausdrucksformen.
Die Idee, gerade diese Plakatform zu entwickeln, stammte von M. Čeremnych. Er ist ebenfalls der Autor des ersten Plakats dieser Art, das im Jahre 1919 erschien. Die Idee wurde von V. Majakovskij aufgegriffen, der im Oktober 1919 zur Gruppe der ROSTA-Künstler stieß, etwas später schlossen sich I. Malutin, A. Njurenberg und andere Künstler an. V. Majakovskij wurde schnell zum Organisator und künstlerischen Leiter dieser Gruppe, er verfaßte selbst die Texte und Zeichnungen, wobei er die Themen der laufenden politischen Berichterstattung (Nachrichtenagentur) entnahm und zur künstlerischen Bearbeitung an seine Kollegen weitergab.
Majakovskij hatte, wie auch die anderen ca. 100 Mitglieder der Gruppe, ein ungewöhnlich hohes Arbeitstempo. Weit über 1.500 dieser großformatigen Plakate, die aus bis zu zwölf Einzelbildern bestehen konnten, enstanden zwischen 1919 und 1922.
Die Arbeit an den ROSTA-Fenstern war ausgesprochen anstrengend und ließ den Künstlern nur wenige Erholungspausen. “Dringend“ war das Wort, das den Arbeitsstil bestimmte. Oft über Nacht wurden Nachrichten in Bildmeldungen umgesetzt, die Texte entworfen und die entsprechenden Einzelbilder angefertigt. Majakovskij rühmte sich damit, daß oft nur wenige Stunden nach Eintreffen einer Nachricht das fertige ROSTA-Fenster bereits ausgehängt werden konnte. ROSTA-Fenster wurden nicht nur in Moskau, sondern auch von V. Lebedev und seiner Gruppe in Petrograd (PeterburgROSTA) sowie in mehr als 50 weiteren Städten Sowjetrußlands (u.a. in Smolensk, Kostroma, Odessa, im Ural) produziert, wobei die örtlichen Künstler oft auch die Vorlagen (Schablonen) der Moskauer Fenster nutzen, bis man später eigene Formen entwickelte.
Wodurch unterschieden sich ROSTA-Fenster von anderen Plakatformen? Vor allem durch ihre Größe und Mehrbildrigkeit. Solch großformatige Plakate mit traditioneller lithographischer Technik zu vervielfältigen, wäre aus zeitlichen und technischen Gründen unmöglich gewesen. Die gesamte Auflage eines Plakats wurde manuell, d.h. mit Hilfe von Schablonen (Trafaret, ital. traforetto) angefertigt. Zunächst wurde das Original (Künstlerzeichnung) erstellt, danach wurden je nach Anzahl der Farben Schablonenformen ausgestanzt oder -geschnitten. Diese Schablonen wurden auf die noch leeren Papierbögen gelegt, dann manuell mit der entsprechenden Farbe überwälzt, wobei die Farbe in den ausgestanzten Flächen auf das Papier übertragen wurde. Danach legte man auf diese, bereits bedruckten Bögen die nächste Schablone und wiederholte den Vorgang mit der nächsten Farbe und Form. Auf diese Art wurden bis zu 400 Exemplare eines Plakats geschaffen, die Gesamtzahl der im Schablonenverfahren bedruckten Einzelbilder geht in die Millionen. Mit Hilfe von Schablonen wurden auch Zäune und Häuser bemalt. Später wurden die Vorlagen/Schablonen in andere Städte geschickt, wo örtliche Maler weitere Plakate erstellten.
Die konkrete Funktion des Plakats, ebenso wie seine Form, Fertigungsmethode und natürlich der individuelle künstlerische Stil bestimmten die Eigenheiten der ROSTA-Fenster. Einige seiner wichtigsten Merkmale waren:
das Gestaltungsprinzip des Lubok (traditioneller russischer Bilderbogen), d.h. eine folgerichtige und nachvollziehbare Schilderung (Sujet) in Bildern und begleitenden Texten,
eine radikale formale Reduktion und Kompaktheit,
der Rückgriff auf ein System einprägsamer und allgemeinverständlicher Symbole und Motive, z.B. der "Rabe" ('Zerrüttung'), die "Erdkugel" ('Weltrevolution'), die "rote Hand/Faust" ('Arbeitermacht') etc.
lakonisch gehaltene, pointierende und leicht zu merkende Texte in Reimform,
thematische Breite und Vielfalt (vom Nutzen von Impfungen bis zum Siegeszug des Kommunismus) und
eine hohe Interaktivität, d.h. ein Einbeziehen des Betrachters in einen virtuellen Dialog (durch Aufrufe, Fragen, Forderungen oder Infragestellen der Bildinhalte und -aussagen).
Das visuelle System der ROSTA-Fenster stand stilistisch und inhaltlich den frühen Agitationsfilmen nah, vor allem dem kurze Zeit später entstehenden politischen Zeichentrickfilm. Hier wurden bereits Techniken wie kompositorische 'Pausen' und Großaufnahmen verwendet, die es zu dieser Zeit in der Filmkunst selbst noch nicht gab. Im Januar 1921 wurde die künstlerische Werkstatt der ROSTA-Fenster an Glavpolitprosvet (Politische Aufklärung des Volksbildungsministerium) übergeben (“Okna Glavpolitprosveta“).
Die ROSTA-Fenster hatten einen außerordentlichen Einfluß auf die weitere Entwicklung der sowjetischen Plakatkunst, ihre Symbolik und ihre verbalen Ausdrucksformen.