Die Sowjetunion entwickelte im Verlauf des 20. Jahrhunderts eine Fülle von Gegner- und Feindbildern, die sich nicht nur aus der ideologischen und politischen Konfrontation zur westlichen Welt ergaben, sondern die auch für die Herausbildung einer neuen Identität eine wichtige Rolle spielten. Gegen das revolutionäre Rußland formierte sich bereits 1919 eine Reihe von innen- und außenpolitischen Gegnern. Neben ausländischen Interventionsmächten und der "Weißen Bewegung" zählten auch echte oder vermeintliche Saboteure, Deserteure, Geistliche oder "Elemente ohne Klassenbewußtsein" zu denjenigen Gruppen, die die Sowjetmacht als ihre Feinde ansah.
Der selbsterklärte Kampf um die Fortexistenz der revolutionären Veränderungen erforderte eine erbitterte Agitation gegen jede dieser Gegnergruppen. Aus diesem Grund entwickelte das sowjetische politische Plakat ein differenziertes Repertoire von Feind- und Gegnerbildern: sie besaßen einerseits allegorischen Charakter z. B. "die Entente", das "weiße Polen", "der Kapitalismus". Andererseits wurde der Gegner historisch konkret und personalisiert dargestellt: dies betraf vor allem die Führer der "Weißen Bewegung" (Denikin, Vrangel', Kolčak) sowie die politischen Repräsentanten der Entente-Staaten.
Außerordentlich wichtig war, den Feind in Momenten drohender Gefahr zu zeigen, um ihn möglichst dämonisch und abschreckend gestalten zu können. Hyperbel und Metapher wurden zu den wichtigsten visuellen Ausdrucksmitteln. Dämonisierung und Perhorreszierung waren nicht die einzigen Methoden, den Feind visuell zu bekämpfen. Große Wirksamkeit besaß auch scharfe und zuweilen höhnische Satire.
Um abstrakte Begriffe wie 'Kapitalismus' und 'Imperialismus' plausibel zu veranschaulichen, griff man vor allem zur Allegorie und Hyperbel. So wurde im sowjetischen Plakat das Motiv der Hydra als Symbol für den Kapitalismus aufgegriffen, das zeichengeschichtlich auf die Darstellung der durch den Heiligen Georgij besiegten Schlangen, häufig anzutreffen in der russischen Ikonenkunst, zurückging. Symbolisch wurde hiermit das Böse, Anstoßende und Gefährliche an sich vermittelt.
Unmittelbare Vorläufer des Hydra-Motivs fanden sich auf Luboks, wo sie die Gefahren des Alkoholismus versinnbildlichen sollten. Religiöse Traditionen verbanden sich mit Einflüssen der Lubok-Kunst und wurden im Revolutionsplakat mit einer neuen Bedeutung versehen. Aus der "Schlange des Alkoholismus" wurde in wenigen Jahren der "Drache des Kapitalismus".
Auch die Weiße Bewegung produzierte eine Reihe von Feindbildern, wobei der Gegner jetzt die Bolschewiki waren. Einerseits zeigte man die Rotarmisten als blutrünstige und grausame Mörderbanden, andererseits wies das Feindbild auch antisemitische Züge auf, was sich besonders in der Darstellung des Kriegskommissars Trotzkij äußerte. Dabei unterstrich man durch graphische Merkmale Trotzkijs jüdische Herkunft und suggerierte, daß es sich bei der Oktoberrevolution um eine Vernichtungsaktion der Juden am russischen Volks handle. Trotzkij wurde auch als moderner Christus-Mörder dargestellt, die Oktoberrevolution daher in die Nähe des Gottesmords gebracht.
Symbolisierte die Schlange bzw. die Hydra auf Seiten der Bolschewiki 'Kapitalismus', so verkörperte das gleiche Motiv im weißgardistischen Plakat den bolschewistischen Gegner. Daß beide Seiten - zwar mit diametral entgegengesetzten Bedeutungen - auf ähnliche oder sogar identische Symbole zurückgriffen, zeigt, wie begrenzt das Repertoire an historischen Motiven war, über die man im visuellen Gedächtnis jener Jahre zur Generierung von Feindbildern verfügte.
Der selbsterklärte Kampf um die Fortexistenz der revolutionären Veränderungen erforderte eine erbitterte Agitation gegen jede dieser Gegnergruppen. Aus diesem Grund entwickelte das sowjetische politische Plakat ein differenziertes Repertoire von Feind- und Gegnerbildern: sie besaßen einerseits allegorischen Charakter z. B. "die Entente", das "weiße Polen", "der Kapitalismus". Andererseits wurde der Gegner historisch konkret und personalisiert dargestellt: dies betraf vor allem die Führer der "Weißen Bewegung" (Denikin, Vrangel', Kolčak) sowie die politischen Repräsentanten der Entente-Staaten.
Außerordentlich wichtig war, den Feind in Momenten drohender Gefahr zu zeigen, um ihn möglichst dämonisch und abschreckend gestalten zu können. Hyperbel und Metapher wurden zu den wichtigsten visuellen Ausdrucksmitteln. Dämonisierung und Perhorreszierung waren nicht die einzigen Methoden, den Feind visuell zu bekämpfen. Große Wirksamkeit besaß auch scharfe und zuweilen höhnische Satire.
Um abstrakte Begriffe wie 'Kapitalismus' und 'Imperialismus' plausibel zu veranschaulichen, griff man vor allem zur Allegorie und Hyperbel. So wurde im sowjetischen Plakat das Motiv der Hydra als Symbol für den Kapitalismus aufgegriffen, das zeichengeschichtlich auf die Darstellung der durch den Heiligen Georgij besiegten Schlangen, häufig anzutreffen in der russischen Ikonenkunst, zurückging. Symbolisch wurde hiermit das Böse, Anstoßende und Gefährliche an sich vermittelt.
Unmittelbare Vorläufer des Hydra-Motivs fanden sich auf Luboks, wo sie die Gefahren des Alkoholismus versinnbildlichen sollten. Religiöse Traditionen verbanden sich mit Einflüssen der Lubok-Kunst und wurden im Revolutionsplakat mit einer neuen Bedeutung versehen. Aus der "Schlange des Alkoholismus" wurde in wenigen Jahren der "Drache des Kapitalismus".
Auch die Weiße Bewegung produzierte eine Reihe von Feindbildern, wobei der Gegner jetzt die Bolschewiki waren. Einerseits zeigte man die Rotarmisten als blutrünstige und grausame Mörderbanden, andererseits wies das Feindbild auch antisemitische Züge auf, was sich besonders in der Darstellung des Kriegskommissars Trotzkij äußerte. Dabei unterstrich man durch graphische Merkmale Trotzkijs jüdische Herkunft und suggerierte, daß es sich bei der Oktoberrevolution um eine Vernichtungsaktion der Juden am russischen Volks handle. Trotzkij wurde auch als moderner Christus-Mörder dargestellt, die Oktoberrevolution daher in die Nähe des Gottesmords gebracht.
Symbolisierte die Schlange bzw. die Hydra auf Seiten der Bolschewiki 'Kapitalismus', so verkörperte das gleiche Motiv im weißgardistischen Plakat den bolschewistischen Gegner. Daß beide Seiten - zwar mit diametral entgegengesetzten Bedeutungen - auf ähnliche oder sogar identische Symbole zurückgriffen, zeigt, wie begrenzt das Repertoire an historischen Motiven war, über die man im visuellen Gedächtnis jener Jahre zur Generierung von Feindbildern verfügte.