In der Propaganda der Oktoberrevolution war es von zentraler Wichtigkeit, insbesondere jenen Bevölkerungsschichten die tiefgreifenden Veränderungen in Staat und Gesellschaft zu vermitteln und plausibel zu machen, die in vorrevolutionärer Zeit von besonderer Diskriminierung betroffen gewesen waren. Dies betraf in erster Linie Frauen – Arbeiterinnen und Bäuerinnen. Das Plakat stellte daher besonders die radikalen Veränderungen im sozialen Status der Frau heraus (Unbekannter Autor: Was gab die Oktoberrevolution). Die „sozialen" Attribute der Frau (Schürze und rotes Kopftuch) blieben dagegen stark der Tradition verhaftet. Normative Bestimmung der Frau war es nun, gleichberechtigt neben dem Mann am Aufbau der kommunistischen Gesellschaft mitzuarbeiten. Die rechtliche und soziale Gleichstellung der Frau wurde auch nach außen als Errungenschaft der Oktoberrevolution präsentiert (A. Samochvalov: Es lebe der Komsomol; L. Lisickij: USSR Russische Ausstellung). Das heroisierte Ideal der neuen Frau hat A. Strachov-Braslavskij in seinem Plakat „Befreite Frau" eindrucksvoll dargestellt. Die Frau wird hier als starke, gleichsam „stählerne" Persönlichkeit gezeigt, deren Klassenzugehörigkeit durch das Gewehr und die Fabrikrohre im Hintergrund markiert wird. Die neue starke Frau ist eingegliedert in den Produktionsprozeß und hat am öffentlichen Leben teil.
Die Rolle der Frau als Mutter und Hüterin des häuslichen Herdes dagegen wird in den Plakaten der 20er Jahre nicht thematisiert, alltägliche und persönliche Aspekte des Lebens als Frau wurden nur im Werbe- und Filmplakat angerissen.
Die in den 30er Jahren propagierte Idee einer harmonischen Entwicklung der Persönlichkeit manifestierte sich besonders im dargestellten Frauenbild. Lenins Ausspruch „Jede Köchin soll den Staat lenken können" inspirierte eine ganze Reihe von Plakaten. So rufen Frauen dazu auf, in die Partei einzutreten und an Wahlen teilzunehmen, ja ganz mit dem Dasein als Hausfrau zu brechen (G. Šegal': Küchensklaverei). Die Agitationskunst zeigte Frauen mit traditionell rotem Kopftuch bei der Arbeit in der Fabrikhalle (V. Kulagina: Tag der Arbeiterinnen), bei der Ausbildung, in Sportstadien (A. Dejneka: Arbeiten, bauen und nicht klagen) und Kurorten. In den 30er Jahren entwarfen Plakatkünstler ein Idealbild der Landarbeiterin, das Stalins Losung „Die Frauen in den Kolchosen sind eine große Kraft" eindrucksvoll illustriert (N. Pinus: Frauen in den Kolchosen). Durch die Photomontagetechnik und die Abbildung von Porträts berühmter Stachanov-Arbeiterinnen und Fliegerinnen gewann das dargestellte Frauenbild zudem an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft (G. Klucis: Stachanov-Bewegung).
Eine wichtige Funktion kam dem Filmplakat zu: Porträts berühmter Protagonistinnen vervollständigten das Frauenbild der 30er Jahre und verliehen ihm einen zusätzlichen Glanz. Im Werbeplakat spielte nun auch der Alltag der Frau eine Rolle.
Die Tradition des heroischen Frauenbildes der 20er Jahre wurde während des Zweiten Weltkriegs wieder aufgenommen. Neben die erhaben wirkenden Darstellungen I. Toidzes (Mutter Heimat ruft), V. Serovs und A. Kokorekins trat im Kriegsplakat das tragische Bild der Leidensgenossin, die Obdach und Familie verloren hatte. Beide Konzepte, das heroische und das tragische, verbanden sich in V. Koreckijs Plakat „Kämpfer der Roten Armee, rette", das zu einem Symbol des Krieges wurde.
Das heroische Frauenbild blieb teilweise auch noch in der Nachkriegszeit erhalten, insbesondere in jenen Arbeiten, die dem "Kampf für den Frieden", der Eroberung des Weltraums (V. Fekljaev: Erstmalig in der Welt) und gesellschaftlichem Engagement gewidmet waren. Im allgemeinen folgten die Plakatkünstler jedoch der Tradition der 30er Jahre und zeigten Frauen in ihren Standardrollen als Arbeiterin auf dem Feld, in den Werkhallen der Fabriken, auf Tribünen der Parteitage (M. Solov'ev: Solche Frauen gab es nicht). Die soziale Gleichstellung von Mann und Frau wurde als verwirklicht ausgegeben, die herausragenden Leistungen der Frau im sozialen Bereich, der Industrieproduktion und den Wissenschaften unterlagen keinem Zweifel mehr, so daß die Frau seit Beginn der 60er Jahre verstärkt in ihrer Rolle als Mutter und - in Akzentuierung des typisch Weiblichen - in ihrer Selbstwertigkeit als Frau (V. Livanova, T. Livanova: Brot für die Heimat) dargestellt werden konnte.
Die Perestrojka griff dann vor allem die sozialen Probleme von Frauen und Kindern auf: Prostituition, Geburtenrückgang, Altersarmut, Verwahrlosung. In jüngster Zeit ließ der Tschetschenien-Krieg die tragische Darstellung der Frauengestalt wieder aufleben (A. Vaganov: Damoklesschwert). Aktuelle Themen sind darüber hinaus die Sicherung der Überlebenschancen der jungen Generation und der Schutz vor atomaren und ökologischen Katastrophen.
Die Rolle der Frau als Mutter und Hüterin des häuslichen Herdes dagegen wird in den Plakaten der 20er Jahre nicht thematisiert, alltägliche und persönliche Aspekte des Lebens als Frau wurden nur im Werbe- und Filmplakat angerissen.
Die in den 30er Jahren propagierte Idee einer harmonischen Entwicklung der Persönlichkeit manifestierte sich besonders im dargestellten Frauenbild. Lenins Ausspruch „Jede Köchin soll den Staat lenken können" inspirierte eine ganze Reihe von Plakaten. So rufen Frauen dazu auf, in die Partei einzutreten und an Wahlen teilzunehmen, ja ganz mit dem Dasein als Hausfrau zu brechen (G. Šegal': Küchensklaverei). Die Agitationskunst zeigte Frauen mit traditionell rotem Kopftuch bei der Arbeit in der Fabrikhalle (V. Kulagina: Tag der Arbeiterinnen), bei der Ausbildung, in Sportstadien (A. Dejneka: Arbeiten, bauen und nicht klagen) und Kurorten. In den 30er Jahren entwarfen Plakatkünstler ein Idealbild der Landarbeiterin, das Stalins Losung „Die Frauen in den Kolchosen sind eine große Kraft" eindrucksvoll illustriert (N. Pinus: Frauen in den Kolchosen). Durch die Photomontagetechnik und die Abbildung von Porträts berühmter Stachanov-Arbeiterinnen und Fliegerinnen gewann das dargestellte Frauenbild zudem an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft (G. Klucis: Stachanov-Bewegung).
Eine wichtige Funktion kam dem Filmplakat zu: Porträts berühmter Protagonistinnen vervollständigten das Frauenbild der 30er Jahre und verliehen ihm einen zusätzlichen Glanz. Im Werbeplakat spielte nun auch der Alltag der Frau eine Rolle.
Die Tradition des heroischen Frauenbildes der 20er Jahre wurde während des Zweiten Weltkriegs wieder aufgenommen. Neben die erhaben wirkenden Darstellungen I. Toidzes (Mutter Heimat ruft), V. Serovs und A. Kokorekins trat im Kriegsplakat das tragische Bild der Leidensgenossin, die Obdach und Familie verloren hatte. Beide Konzepte, das heroische und das tragische, verbanden sich in V. Koreckijs Plakat „Kämpfer der Roten Armee, rette", das zu einem Symbol des Krieges wurde.
Das heroische Frauenbild blieb teilweise auch noch in der Nachkriegszeit erhalten, insbesondere in jenen Arbeiten, die dem "Kampf für den Frieden", der Eroberung des Weltraums (V. Fekljaev: Erstmalig in der Welt) und gesellschaftlichem Engagement gewidmet waren. Im allgemeinen folgten die Plakatkünstler jedoch der Tradition der 30er Jahre und zeigten Frauen in ihren Standardrollen als Arbeiterin auf dem Feld, in den Werkhallen der Fabriken, auf Tribünen der Parteitage (M. Solov'ev: Solche Frauen gab es nicht). Die soziale Gleichstellung von Mann und Frau wurde als verwirklicht ausgegeben, die herausragenden Leistungen der Frau im sozialen Bereich, der Industrieproduktion und den Wissenschaften unterlagen keinem Zweifel mehr, so daß die Frau seit Beginn der 60er Jahre verstärkt in ihrer Rolle als Mutter und - in Akzentuierung des typisch Weiblichen - in ihrer Selbstwertigkeit als Frau (V. Livanova, T. Livanova: Brot für die Heimat) dargestellt werden konnte.
Die Perestrojka griff dann vor allem die sozialen Probleme von Frauen und Kindern auf: Prostituition, Geburtenrückgang, Altersarmut, Verwahrlosung. In jüngster Zeit ließ der Tschetschenien-Krieg die tragische Darstellung der Frauengestalt wieder aufleben (A. Vaganov: Damoklesschwert). Aktuelle Themen sind darüber hinaus die Sicherung der Überlebenschancen der jungen Generation und der Schutz vor atomaren und ökologischen Katastrophen.