Die Komplexität der politischen Aufgabe und die heterogenen Zielgruppen, die das Plakat erreichen sollte, erforderten dynamische Realisationsformen. Das Plakat besaß zu bestimmten Zeiten, besonders während der Kriegshandlungen, ein besonders großes mobilisierendes Potential, wenn es das Volk zum aktiven Handeln aufrief und bestimmte politische Ideen durch adäquate und interessante künstlerische Formen zum Ausdruck brachte. Genau diese Eigenschaften, nämlich Intensität des Konzepts und beeindruckende emotionale Konzentration, kennzeichneten das Agitationsplakat. In den ländlichen Gebieten, wo der größte Teil der Bevölkerung vollständig analphabetisch war oder nur über wenig Bildung verfügte, wo jedoch viele Fragen im Hinblick auf grundlegende soziale Veränderungen entstanden, löste eine derartige Agitationsform nicht immer die zu bewältigenden Aufgaben. Die neue soziale Politik zu plausibilisieren, erforderte eine stärker differenzierte und informierende Ausrichtung des Plakats, das nicht nur überzeugen, sondern auch aufklären mußte. So entstand neben dem Agitationsplakat im engen Sinne auch das Propagandaplakat.
Agitations- und Propagandaplakat entwickelten sich etwa zeitgleich. Des öfteren wurde ein Appell, eine bestimmte Losung, vom Agitations- und vom Propagandaplakat gleichzeitig vermittelt. Richtete sich das Plakat an Arbeiter, dann genügte oftmals der Appell selbst, war es aber an Bauern adressiert, so waren zusätzliche Erläuterungen vonnöten. Das Propagandaplakat, das sich vor allem an den politisch unvorbereiteten Betrachter richtete, nahm in stärkerem Maße Formen der Volkskunst auf, insbesondere des Lubok. Obwohl dessen Inhalte, Themen und Motive natürlich entsprechend den neuen politischen Aufgaben verändert wurden, fand dieser mehrbildrige erzählende Plakattyp weite Verbreitung, nicht nur auf Kriegsplakaten, sondern vor allem auch bei bildungsbezogenen und Hygienefragen betreffenden Plakaten.
Das Plakat sollte grundsätzlich die Ziele und Inhalte des Marxismus-Leninismus vermitteln - man kann dies als kognitive Funktion verstehen - und das Handeln der Rezipienten entsprechend anleiten, d.h. ein neues Handeln im Sinne der Revolution bewirken. Wissenvermittlung und Persuasion sind also die Kernpunkte dieses Programms. Beide Aspekte der bolschewistischen Medientheorie werden vom Plakat parallel wahrgenommen. Von Anfang an werden Plakate angefertigt, die eher der kognitiven Funktion (Propaganda) entsprechen, gleichzeitig existieren aber auch reine Agitationsplakate, die ausschließlich handlungsinduktiv sind.
Beide Linien bedienten sich der kompositorischen Elemente, die durch die Avantgardekunst, den Suprematismus und Konstruktivismus, aber auch durch die traditionellen Stilformen bereitgestellt wurden. Die distanzierte Beschaulichkeit des vorrevolutionären Werbeplakates, die oftmals eine Luxusware einem eng begrenzten Publikum offerierte, wich einer hohen Dynamik und einem gradlinigen Appell, mit der die neue Ware 'Sozialismus' buchstäblich unter das Volk gebracht werden sollte. Die Aufbruchsstimmung, die die Zeit der Revolution und ihrer intellektuellen Atmosphäre kennzeichnete, übertrug sich auch auf das Plakat: Linienführung und Formgestaltung, Farbverwendung, der Einsatz einer experimentellen Typographie, die verwendeten Identifikationsfiguren, Raum- und Zeitgestaltung signalisieren eben jene neue Kultur des aktiven Überzeugens, die zu den eher statischen, informierenden Plakaten der Vorkriegszeit in deutlichem Kontrast steht.
Agitations- und Propagandaplakat entwickelten sich etwa zeitgleich. Des öfteren wurde ein Appell, eine bestimmte Losung, vom Agitations- und vom Propagandaplakat gleichzeitig vermittelt. Richtete sich das Plakat an Arbeiter, dann genügte oftmals der Appell selbst, war es aber an Bauern adressiert, so waren zusätzliche Erläuterungen vonnöten. Das Propagandaplakat, das sich vor allem an den politisch unvorbereiteten Betrachter richtete, nahm in stärkerem Maße Formen der Volkskunst auf, insbesondere des Lubok. Obwohl dessen Inhalte, Themen und Motive natürlich entsprechend den neuen politischen Aufgaben verändert wurden, fand dieser mehrbildrige erzählende Plakattyp weite Verbreitung, nicht nur auf Kriegsplakaten, sondern vor allem auch bei bildungsbezogenen und Hygienefragen betreffenden Plakaten.
Das Plakat sollte grundsätzlich die Ziele und Inhalte des Marxismus-Leninismus vermitteln - man kann dies als kognitive Funktion verstehen - und das Handeln der Rezipienten entsprechend anleiten, d.h. ein neues Handeln im Sinne der Revolution bewirken. Wissenvermittlung und Persuasion sind also die Kernpunkte dieses Programms. Beide Aspekte der bolschewistischen Medientheorie werden vom Plakat parallel wahrgenommen. Von Anfang an werden Plakate angefertigt, die eher der kognitiven Funktion (Propaganda) entsprechen, gleichzeitig existieren aber auch reine Agitationsplakate, die ausschließlich handlungsinduktiv sind.
Beide Linien bedienten sich der kompositorischen Elemente, die durch die Avantgardekunst, den Suprematismus und Konstruktivismus, aber auch durch die traditionellen Stilformen bereitgestellt wurden. Die distanzierte Beschaulichkeit des vorrevolutionären Werbeplakates, die oftmals eine Luxusware einem eng begrenzten Publikum offerierte, wich einer hohen Dynamik und einem gradlinigen Appell, mit der die neue Ware 'Sozialismus' buchstäblich unter das Volk gebracht werden sollte. Die Aufbruchsstimmung, die die Zeit der Revolution und ihrer intellektuellen Atmosphäre kennzeichnete, übertrug sich auch auf das Plakat: Linienführung und Formgestaltung, Farbverwendung, der Einsatz einer experimentellen Typographie, die verwendeten Identifikationsfiguren, Raum- und Zeitgestaltung signalisieren eben jene neue Kultur des aktiven Überzeugens, die zu den eher statischen, informierenden Plakaten der Vorkriegszeit in deutlichem Kontrast steht.