In vorrevolutionärer Zeit stellte das karitative Plakat ein besonderes Plakatgenre dar, das für wohltätige Zwecke warb und zu Spenden und Sammlungen aufrief.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war in Rußland, wie auch in anderen Ländern Europas, ein entwickeltes Netz von staatlichen, kommunalen, öffentlichen und privaten karitativen Institutionen und Organisationen vorhanden. Sie leisteten Hilfe für die von Naturkatastrophen, Mißernten und Überschwemmungen betroffene Bevölkerung, betreuten Waisenkinder, Kranke, Witwen und alte Menschen. Große Spendensammelaktionen führte man an eigens dafür bestimmten "Tagen" durch. So war der 'Tag der weißen Kamille' beispielsweise der Bekämpfung der Tuberkulose gewidmet. Darüber hinaus veranstaltete man Tanzabende, Konzerte und Bälle, deren Erlös wohltätigen Zwecken zugeführt wurde. Um über diese Maßnahmen zu informieren und Spendenmittel zu sammeln, gab man Plakate heraus. Zu den bekanntesten Plakaten dieser Art zählt ein Werk aus dem Jahr 1913. Es enthielt einen Spendenaufruf zur Errichtung eines Denkmals am Grabe des russischen Komponisten Čajkovskij.
Drei Besonderheiten des frühen karitativen Plakats sind im folgenden zu erwähnen: Erstens wurde das Plakatthema in der Regel durch die jeweilige karitative Maßnahme, sei es ein Wohtätigkeitsball, ein Basar oder eine Lotterie vorgegeben. Die sozialen Mißstände, die den Grund für die Aktion lieferten, wurden dagegen nur selten bildlich dargestellt, erschienen allenfalls im Text. So stand der meist festliche Charakter des Plakats im Widerspruch zur Tragik der gesellschaftlichen Situation, die zur jeweiligen karitativen Maßnahme geführt hatte.
Zweitens kommunizierte das an begüterten Schichten gerichtete Plakat natürlich in einem dieser Gruppe adäquaten künstlerischen Code. Vor 1914 war dies in erster Linie der Jugendstil in allen seinen Ausformungen: So sind die karitativen Plakate stilistisch dem 'Mir iskusstva' (L.Bakst: Großer Puppen-Wohltätigkeitsbasar), der russischen Version des 'Art Nouveau' oder dem Neorussischen Stil zuzuordnen.
Eine dritte Besonderheit lag darin, daß viele Wohltätigkeitsorganisationen ihr eigenes Emblem besaßen und dieses auch auf den jeweiligen Plakaten abgebildet wurde. Gerade hier erzielte das Plakat herausragende gestalterische Leistungen, indem es den kompositionellen und semantischen Stellenwert des Emblems besonders betonte.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war in Rußland, wie auch in anderen Ländern Europas, ein entwickeltes Netz von staatlichen, kommunalen, öffentlichen und privaten karitativen Institutionen und Organisationen vorhanden. Sie leisteten Hilfe für die von Naturkatastrophen, Mißernten und Überschwemmungen betroffene Bevölkerung, betreuten Waisenkinder, Kranke, Witwen und alte Menschen. Große Spendensammelaktionen führte man an eigens dafür bestimmten "Tagen" durch. So war der 'Tag der weißen Kamille' beispielsweise der Bekämpfung der Tuberkulose gewidmet. Darüber hinaus veranstaltete man Tanzabende, Konzerte und Bälle, deren Erlös wohltätigen Zwecken zugeführt wurde. Um über diese Maßnahmen zu informieren und Spendenmittel zu sammeln, gab man Plakate heraus. Zu den bekanntesten Plakaten dieser Art zählt ein Werk aus dem Jahr 1913. Es enthielt einen Spendenaufruf zur Errichtung eines Denkmals am Grabe des russischen Komponisten Čajkovskij.
Drei Besonderheiten des frühen karitativen Plakats sind im folgenden zu erwähnen: Erstens wurde das Plakatthema in der Regel durch die jeweilige karitative Maßnahme, sei es ein Wohtätigkeitsball, ein Basar oder eine Lotterie vorgegeben. Die sozialen Mißstände, die den Grund für die Aktion lieferten, wurden dagegen nur selten bildlich dargestellt, erschienen allenfalls im Text. So stand der meist festliche Charakter des Plakats im Widerspruch zur Tragik der gesellschaftlichen Situation, die zur jeweiligen karitativen Maßnahme geführt hatte.
Zweitens kommunizierte das an begüterten Schichten gerichtete Plakat natürlich in einem dieser Gruppe adäquaten künstlerischen Code. Vor 1914 war dies in erster Linie der Jugendstil in allen seinen Ausformungen: So sind die karitativen Plakate stilistisch dem 'Mir iskusstva' (L.Bakst: Großer Puppen-Wohltätigkeitsbasar), der russischen Version des 'Art Nouveau' oder dem Neorussischen Stil zuzuordnen.
Eine dritte Besonderheit lag darin, daß viele Wohltätigkeitsorganisationen ihr eigenes Emblem besaßen und dieses auch auf den jeweiligen Plakaten abgebildet wurde. Gerade hier erzielte das Plakat herausragende gestalterische Leistungen, indem es den kompositionellen und semantischen Stellenwert des Emblems besonders betonte.