Das frühe russische Plakat des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ging auf verschiedene künstlerische Quellen zurück, an deren erster Stelle zweifelsohne der Lubok zu nennen ist. Die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts bekannten russischen Volksbilderbögen richteten sich an ein Massenpublikum, zeichneten sich durch inhaltlich-thematische Vielfalt und formalen Reichtum aus; Luboks konnten belehrende, kommentierende, aufklärerische oder auch werbend-appellative Zielsetzungen verfolgen. Dabei verbanden sie Text und Darstellung zu einem geschlossenen Ganzen.
Die Wirkungsweise des Luboks richtete sich nicht in erster Linie auf eine graphische Ästhetik, sondern auf ein theatralisches Erleben (Ju. Lotman). Gerade diese Affinität zum Theater ließ den Lubok zum direkten künstlerischen Vorläufer des Veranstaltungsplakats, d.h. des Theater-, Kino-, Zirkus- und Sportplakats werden. Darüber hinaus waren bereits im 18. und 19. Jahrhundert sogennante "Lubok-Affiches" verbreitet, die die Praxis der Jahrmarkt-Ausrufer ins Visuelle übertrugen.
In Hyperbolik und idealistischer Ästhetik entsprach der Lubok genau den Aufgaben des kommerziellen Plakats. Die frühesten kommerziellen Plakate, die auf zweifarbig kolorierten Holzstichen basieren, sind dem Stil der Luboks in besonderem Maße verpflichtet Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, zur Zeit des 1. Vaterländischen Kriegs gegen Napoleon, erschienen auch erste Luboks politischen Inhalts, die man als Urform des russischen politischen Plakats bezeichnen kann. Dem Lubok verdankt die Plakatkunst eine Reihe bedeutender Verfahren, so etwa die Entfaltung des Sujets in Form einer Bildergeschichte oder bestimmte Prinzipien der Farbgestaltung.
Für die Entstehung der Plakatkunst in Rußland war die Buchgestaltung nicht weniger wichtig. Anders als in Europa und den USA, wo das Plakat von Anfang an als Kunstprodukt betrachtet wurde, zählte man in Rußland Anschlagzettel und Plakate lediglich zu normalen Druckerzeugnissen. Daher verwundert es nicht, daß die ersten russischen Plakatkünstler - V. Timm und A. Agin (Subskription '100 Zeichnungen', 1846) - aus dem Bereich Buch- und Zeitschriftengraphik stammten. Buch, Zeitschrift und Herausgeber waren insgesamt wichtige Faktoren bei der Organisation des Plakatwesens. Insbesondere trifft dies auf R. R. Golike, den Herausgeber der Zeitschrift "Šut", zu, um den herum sich die ersten Plakatkünstler gruppierten.
Später wurde R. Golike zusammen mit A. Vil'borg Inhaber der größten St. Petersburger Druckanstalt, in der ein Großteil der frühen russischen "künstlerischen Anschlagzettel" gedruckt wurde. Weiter war es gerade der Buchhandel, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den größten Teil der "künstlerischen Anschlagzettel" in Auftrag gab.
Die Buchgraphik übte somit großen Einfluß auf die künstlerische Sprache des Plakats aus. Der Buchumschlag, dem Plakat aufgrund seiner werbenden und informativen Funktion verwandt, war dabei von besonderer Bedeutung. Das Plakat übernahm auch viele Kompositionsprinzipien der Buchseitengestaltung, integrierte deren Motive, Gestaltungselemente und Typographie.
Eine weitere Quelle für das bildliche System des russischen Plakats stellte das Aushängeschild dar. Im analphabetischen Rußland waren mimetisch gestaltete Aushängeschilder schon seit dem Mittelalter als Werbe- und Informationsmittel etabliert. Nach der Verbreitung des Reklameplakats konkurrierten Aushängeschilder teilweise mit dem Plakat und prägten auch in der Folge dessen Ästhetik entscheidend mit.
Wichtige Impulse erhielt das russische Plakat auch durch europäische und amerikanische Entwicklungen. Auf der Internationalen Plakat-Ausstellung, die 1898 - 1900 zunächst in St. Petersburg, danach auch in Moskau und Kiev zu sehen war, wurde an Beispielen von Toulouse-Lautrec, T. Steinlen und anderen Künstlern die ästhetische Wertigkeit der neuen Kunstform demonstriert. Diese Ausstellung erregte großes Interesse bekannter russischer Künstler und lieferte graphische Vorbilder, dank derer das russische Plakat mit der stilistischen Wende zum Jugendstil Anschluß an die internationale Plakatkunst finden konnte.
Auch die russische Ikone hat in der Entwicklungsgeschichte des Plakats Spuren hinterlassen. Allerdings darf ihre Bedeutung als Quelle für das frühe russische Plakat nicht überbewertet werden. Erst während des Ersten Weltkriegs bedienten sich russische Plakatkünstler verstärkt ästhetischer Verfahren der Ikone. Zunächst betraf dies die Übernahme von Motiven und Figuren wie die von Dmitrij Donskoj oder des Hl. Georgs (Drachentöter). Parallel zu diesen Entlehnungen drangen auch stilistische und kompositorische Merkmale der Ikone (z.B. die umgekehrte Perspektive) in das Plakat ein. Den stärksten Einfluß auf das Revolutionsplakat hatte die Ikone zur Zeit intensiver antireligiöser Propaganda.
Die Wirkungsweise des Luboks richtete sich nicht in erster Linie auf eine graphische Ästhetik, sondern auf ein theatralisches Erleben (Ju. Lotman). Gerade diese Affinität zum Theater ließ den Lubok zum direkten künstlerischen Vorläufer des Veranstaltungsplakats, d.h. des Theater-, Kino-, Zirkus- und Sportplakats werden. Darüber hinaus waren bereits im 18. und 19. Jahrhundert sogennante "Lubok-Affiches" verbreitet, die die Praxis der Jahrmarkt-Ausrufer ins Visuelle übertrugen.
In Hyperbolik und idealistischer Ästhetik entsprach der Lubok genau den Aufgaben des kommerziellen Plakats. Die frühesten kommerziellen Plakate, die auf zweifarbig kolorierten Holzstichen basieren, sind dem Stil der Luboks in besonderem Maße verpflichtet Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, zur Zeit des 1. Vaterländischen Kriegs gegen Napoleon, erschienen auch erste Luboks politischen Inhalts, die man als Urform des russischen politischen Plakats bezeichnen kann. Dem Lubok verdankt die Plakatkunst eine Reihe bedeutender Verfahren, so etwa die Entfaltung des Sujets in Form einer Bildergeschichte oder bestimmte Prinzipien der Farbgestaltung.
Für die Entstehung der Plakatkunst in Rußland war die Buchgestaltung nicht weniger wichtig. Anders als in Europa und den USA, wo das Plakat von Anfang an als Kunstprodukt betrachtet wurde, zählte man in Rußland Anschlagzettel und Plakate lediglich zu normalen Druckerzeugnissen. Daher verwundert es nicht, daß die ersten russischen Plakatkünstler - V. Timm und A. Agin (Subskription '100 Zeichnungen', 1846) - aus dem Bereich Buch- und Zeitschriftengraphik stammten. Buch, Zeitschrift und Herausgeber waren insgesamt wichtige Faktoren bei der Organisation des Plakatwesens. Insbesondere trifft dies auf R. R. Golike, den Herausgeber der Zeitschrift "Šut", zu, um den herum sich die ersten Plakatkünstler gruppierten.
Später wurde R. Golike zusammen mit A. Vil'borg Inhaber der größten St. Petersburger Druckanstalt, in der ein Großteil der frühen russischen "künstlerischen Anschlagzettel" gedruckt wurde. Weiter war es gerade der Buchhandel, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den größten Teil der "künstlerischen Anschlagzettel" in Auftrag gab.
Die Buchgraphik übte somit großen Einfluß auf die künstlerische Sprache des Plakats aus. Der Buchumschlag, dem Plakat aufgrund seiner werbenden und informativen Funktion verwandt, war dabei von besonderer Bedeutung. Das Plakat übernahm auch viele Kompositionsprinzipien der Buchseitengestaltung, integrierte deren Motive, Gestaltungselemente und Typographie.
Eine weitere Quelle für das bildliche System des russischen Plakats stellte das Aushängeschild dar. Im analphabetischen Rußland waren mimetisch gestaltete Aushängeschilder schon seit dem Mittelalter als Werbe- und Informationsmittel etabliert. Nach der Verbreitung des Reklameplakats konkurrierten Aushängeschilder teilweise mit dem Plakat und prägten auch in der Folge dessen Ästhetik entscheidend mit.
Wichtige Impulse erhielt das russische Plakat auch durch europäische und amerikanische Entwicklungen. Auf der Internationalen Plakat-Ausstellung, die 1898 - 1900 zunächst in St. Petersburg, danach auch in Moskau und Kiev zu sehen war, wurde an Beispielen von Toulouse-Lautrec, T. Steinlen und anderen Künstlern die ästhetische Wertigkeit der neuen Kunstform demonstriert. Diese Ausstellung erregte großes Interesse bekannter russischer Künstler und lieferte graphische Vorbilder, dank derer das russische Plakat mit der stilistischen Wende zum Jugendstil Anschluß an die internationale Plakatkunst finden konnte.
Auch die russische Ikone hat in der Entwicklungsgeschichte des Plakats Spuren hinterlassen. Allerdings darf ihre Bedeutung als Quelle für das frühe russische Plakat nicht überbewertet werden. Erst während des Ersten Weltkriegs bedienten sich russische Plakatkünstler verstärkt ästhetischer Verfahren der Ikone. Zunächst betraf dies die Übernahme von Motiven und Figuren wie die von Dmitrij Donskoj oder des Hl. Georgs (Drachentöter). Parallel zu diesen Entlehnungen drangen auch stilistische und kompositorische Merkmale der Ikone (z.B. die umgekehrte Perspektive) in das Plakat ein. Den stärksten Einfluß auf das Revolutionsplakat hatte die Ikone zur Zeit intensiver antireligiöser Propaganda.