Ende der 20er Jahre hatte das sowjetische politische Plakat auch als Folge der Neuen Ökonomischen Politik deutlich an Einfluß verloren. Im Vergleich zu den Jahren des Bürgerkriegs und der ersten Aufbauzeit erschienen Ende der 20er Jahre relativ wenige politische Werke, die sich im wesentlichen auf politische Kampagnen beschränkten. Kompensiert wurden diese Erscheinungen jedoch durch Theater-, Film- und Reklameplakate, die in diesem Jahrzehnt ihre erste nachrevolutionäre Blüte erlebten. Besonders trifft dies für das Filmplakat zu, mit dem nicht nur für eigene Produktionen, sondern auch für vielzählige ausländische Spielfilme geworben wurde. Das Filmplakat wurde dabei vor allem durch den Konstruktivismus geprägt, der in Kunst und Design eine führende Stellung einnahm.
Mit dem 1928 beginnenden ersten Fünfjahrplan erfuhr das sowjetische politische Plakat jedoch wieder eine Aufwertung. Die Aufgabe der Plakatpropaganda bestand dabei insbesondere darin, die Ziele der Industrialisierung zu vermitteln und zu erklären, für die in der Bauernschaft weitgehend unbeliebte Kollektivierung zu werben und agitatorisch gegen die selbsterklärten "Feinde" der Sowjetmacht vorzugehen.
Ende 1930 mehren sich in den Führungsetagen der Partei, vor allem in der Abteilung für Agitation und Propaganda des Zentralkomitees, Stimmen, daß das Plakat seine ihm zugedachte agitatorische Aufgabe angesichts der neuen politischen Ziele nicht adäquat umzusetzen verstehe. Daraufhin konzentrierte man zunächst die Plakatproduktion in dem neugegründeten Verlag IZOGIZ, aber auch dieser Schritt führte zunächst nicht zu einer Verbesserung der Lage, obwohl Auflagenziffern und verlegte Exemplare zunahmen. Im März 1931 erließ die Partei daher eine spezielle Verordnung, in der das sowjetische, vor allem politische Plakat einer vernichtenden Kritik unterzogen wurde und alle Partei- und Staatseinrichtungen ultimativ aufgefordert wurden, in kürzester Frist ein neues schlagkräftiges Plakat zu entwickeln.
Mit der als Folge dieser Verordnung gegründeten "Vereinigung der Arbeiter des Revolutionären Plakats" (ORRP) kam man dieser Parteivorgabe nach. Plakate erschienen jetzt unter dem prägenden Einfluß der Photomontage (Klucis, Sen'kin, Ignatovič u. a.) in großer Anzahl und mit hohen Auflagen. Auch der ländliche Bereich der UdSSR wurde mit dem Bildmedium gleichsam überzogen. Die Kollektivierungspolitik erforderte nicht nur eine direkte Agitation für die Vorteile der neuen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, sondern mußte sich auch mit Grundfragen der Alphabetisierung von Bauern in den russischen Randgebieten intensiv befassen.
Erneut hatte sich das Plakat als eines der zentralen und überall einsetzbaren sowjetischen Bildmedien etabliert. Für die 30er Jahre gilt jedoch, daß nach und nach die Anzahl der verlegten Exemplare zurückging; Ende dieses Jahrzehnts erschienen nur noch knapp 50 Exemplare pro Jahr, diese dafür aber in immens hohen Auflagen, was zu einer visuellen Unifizierung des Landes und damit auch des soziokulturellen Bildgedächtnisses führte. In der zweiten Hälfte der 30er Jahre erschienen Plakate praktisch nur noch zu den bekannten sowjetischen Jubiläen und Feiertagen (Oktoberrevolution, Erster Mai, Tag der Verfassung). Eine besondere Wirkung entfalteten dafür die Reklameplakate, mit denen man für Lebensmittel und Konsumgüter warb, obwohl diese Waren nahezu nicht erhältlich waren und eine Reklame im direkten Sinne daher vollkommen überflüssig erscheinen mußte. Das Reklameplakat stellt sich daher als eine ergänzende Komponente des politischen Plakats dar, das die politische Utopie (entwickelter Sozialismus) nunmehr im konkreten Alltag und seiner Lebenswelt nachzuweisen hatte. Das Reklameplakat wurde damit zu einer plausibilisierenden Projektionsfläche politischer Zielvorstellungen, die - gleichsam in die konkrete Erfahrungswelt der Menschen gespiegelt - die bereits erfolgte Realisation der politischen Vorgaben zu illustrieren hatte.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs erlebt das politische Plakat, das jetzt die Aufgaben einer psychologischen Landesverteidigung wahrzunehmen hatte, einen regelrechten Boom. Plakate werden nicht nur an der Front und im Hinterland verbreitet, in Großformaten dekorieren sie Häuserfronten und spezielle Plakatstellwände, wobei auch die Information über einzelne Kriegsereignisse eine neue Bedeutung erhält. In Moskau entstehen die sogenannten TASS-Fenster, eine direkte Fortsetzung der ROSTA-Fenster aus dem Bürgerkrieg, Im belagerten Leningrad nimmt der "Kämpferische Bleistift", eine örtliche Plakatkünstlervereinigung, seine Arbeit auf.
In den 40er und frühen 50er Jahren stand das politische Plakat ganz im Zeichen des Wiederaufbaus. Seine Präsenz im öffentlichen Leben ging jedoch, im Vergleich zur unmittelbaren Kriegszeit, wiederum deutlich zurück. Stagnationstendenzen inhaltlicher und stilistischer Art, wie sie auch schon den 30er Jahren zu beobachten waren, machen sich erneut bemerkbar.
Mit dem 1928 beginnenden ersten Fünfjahrplan erfuhr das sowjetische politische Plakat jedoch wieder eine Aufwertung. Die Aufgabe der Plakatpropaganda bestand dabei insbesondere darin, die Ziele der Industrialisierung zu vermitteln und zu erklären, für die in der Bauernschaft weitgehend unbeliebte Kollektivierung zu werben und agitatorisch gegen die selbsterklärten "Feinde" der Sowjetmacht vorzugehen.
Ende 1930 mehren sich in den Führungsetagen der Partei, vor allem in der Abteilung für Agitation und Propaganda des Zentralkomitees, Stimmen, daß das Plakat seine ihm zugedachte agitatorische Aufgabe angesichts der neuen politischen Ziele nicht adäquat umzusetzen verstehe. Daraufhin konzentrierte man zunächst die Plakatproduktion in dem neugegründeten Verlag IZOGIZ, aber auch dieser Schritt führte zunächst nicht zu einer Verbesserung der Lage, obwohl Auflagenziffern und verlegte Exemplare zunahmen. Im März 1931 erließ die Partei daher eine spezielle Verordnung, in der das sowjetische, vor allem politische Plakat einer vernichtenden Kritik unterzogen wurde und alle Partei- und Staatseinrichtungen ultimativ aufgefordert wurden, in kürzester Frist ein neues schlagkräftiges Plakat zu entwickeln.
Mit der als Folge dieser Verordnung gegründeten "Vereinigung der Arbeiter des Revolutionären Plakats" (ORRP) kam man dieser Parteivorgabe nach. Plakate erschienen jetzt unter dem prägenden Einfluß der Photomontage (Klucis, Sen'kin, Ignatovič u. a.) in großer Anzahl und mit hohen Auflagen. Auch der ländliche Bereich der UdSSR wurde mit dem Bildmedium gleichsam überzogen. Die Kollektivierungspolitik erforderte nicht nur eine direkte Agitation für die Vorteile der neuen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, sondern mußte sich auch mit Grundfragen der Alphabetisierung von Bauern in den russischen Randgebieten intensiv befassen.
Erneut hatte sich das Plakat als eines der zentralen und überall einsetzbaren sowjetischen Bildmedien etabliert. Für die 30er Jahre gilt jedoch, daß nach und nach die Anzahl der verlegten Exemplare zurückging; Ende dieses Jahrzehnts erschienen nur noch knapp 50 Exemplare pro Jahr, diese dafür aber in immens hohen Auflagen, was zu einer visuellen Unifizierung des Landes und damit auch des soziokulturellen Bildgedächtnisses führte. In der zweiten Hälfte der 30er Jahre erschienen Plakate praktisch nur noch zu den bekannten sowjetischen Jubiläen und Feiertagen (Oktoberrevolution, Erster Mai, Tag der Verfassung). Eine besondere Wirkung entfalteten dafür die Reklameplakate, mit denen man für Lebensmittel und Konsumgüter warb, obwohl diese Waren nahezu nicht erhältlich waren und eine Reklame im direkten Sinne daher vollkommen überflüssig erscheinen mußte. Das Reklameplakat stellt sich daher als eine ergänzende Komponente des politischen Plakats dar, das die politische Utopie (entwickelter Sozialismus) nunmehr im konkreten Alltag und seiner Lebenswelt nachzuweisen hatte. Das Reklameplakat wurde damit zu einer plausibilisierenden Projektionsfläche politischer Zielvorstellungen, die - gleichsam in die konkrete Erfahrungswelt der Menschen gespiegelt - die bereits erfolgte Realisation der politischen Vorgaben zu illustrieren hatte.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs erlebt das politische Plakat, das jetzt die Aufgaben einer psychologischen Landesverteidigung wahrzunehmen hatte, einen regelrechten Boom. Plakate werden nicht nur an der Front und im Hinterland verbreitet, in Großformaten dekorieren sie Häuserfronten und spezielle Plakatstellwände, wobei auch die Information über einzelne Kriegsereignisse eine neue Bedeutung erhält. In Moskau entstehen die sogenannten TASS-Fenster, eine direkte Fortsetzung der ROSTA-Fenster aus dem Bürgerkrieg, Im belagerten Leningrad nimmt der "Kämpferische Bleistift", eine örtliche Plakatkünstlervereinigung, seine Arbeit auf.
In den 40er und frühen 50er Jahren stand das politische Plakat ganz im Zeichen des Wiederaufbaus. Seine Präsenz im öffentlichen Leben ging jedoch, im Vergleich zur unmittelbaren Kriegszeit, wiederum deutlich zurück. Stagnationstendenzen inhaltlicher und stilistischer Art, wie sie auch schon den 30er Jahren zu beobachten waren, machen sich erneut bemerkbar.