Die wirtschaftliche Lage des russischen Bürgertums unterschied sich deutlich von den Armutsverhältnissen, unter denen die große Masse der russischen Bauern und Arbeiter zu leben hatte. Wenn das Bürgertum in Relation zur Gesamtbevölkerung auch nur einen kleinen Teil ausmachte, so prägte es in den großen Städten, vor allem in Petersburg und Moskau das Stadbild, indem es den Eindruck von scheinbarer Prosperität und Gründerzeitstimmung hervorrief. Doch dieser Eindruck trügt vor dem Hintergrund der allgemeinen sozialen Lage. In der historischen Entwicklung Rußlands war es nie zur Herausbildung eines politisch und sozial einflußreichen Bürgertums gekommen. Verantwortlich sind hierfür weit in die Geschichte Rußlands zurückreichende wirtschaftliche, macht- und strukturpolitische Gründe.
Politisch eher konservativ oder liberal eingestellt, vermochte es das sich erst nach 1870 stärker herausgebildete Bürgertum nicht, die längst überfälligen Verfassungsreformen Rußlands in Richtung auf eine parlamentarische Staats- und Regierungsform in Gang zu bringen. Auch war sich die Mehrheit dieses Bürgertums bei weitem nicht bewußt, wie explosiv die soziale Lage angesichts der Probleme der Landbevölkerung und der Industriearbeiter tatsächlich war. Streikwellen und Aufruhr hielt man für das Produkt weniger und letztendlich politisch unbedeutender revolutionärer Kleingruppen; das soziale Elend, das von bedeutenden Schriftstellern wie Lev Tolstoj und Maxim Gorkij thematisiert wurde, wurde bestensfalls bedauert oder durch Akte der Barmherzigkeit in Form von Sammlungen und Spenden sporadisch gelindert. Die Februarrevolution des Jahres 1917, die von der Mehrheit des Bürgertums lebhaft begrüßt wurde, konnte angesichts der Kriegswirren und machtpolitischen Instabilitäten keine tragfähige Grundlage für einen bürgerlichen Staat in Rußland mehr hervorbringen.
Noch wirklichkeitsferner stellte sich die Lage im mittleren und vor allem im höheren Adel dar. Als Eigentümer und Nutznießer des überwiegenden Landbesitzes in Rußland waren diese Gruppen oftmals extrem konservativ und russisch-national eingestellt; jedwede Reform, selbst die konservative Vision Stolypins zur Schaffung eines begüterten russischen Bauerntums, stieß hier auf Ablehnung.
Verzweifelt um die Erhaltung des sozialen Status quo bemüht, gerieten diese Schichten, ohne das nahe Ende der alten Zeit adäquat wahrzunehmen, in den Strudel von Revolution und Bürgerkrieg, der ab den 20er Jahren im besten Fall ein Leben in der Emigration nach sich zog.
Politisch eher konservativ oder liberal eingestellt, vermochte es das sich erst nach 1870 stärker herausgebildete Bürgertum nicht, die längst überfälligen Verfassungsreformen Rußlands in Richtung auf eine parlamentarische Staats- und Regierungsform in Gang zu bringen. Auch war sich die Mehrheit dieses Bürgertums bei weitem nicht bewußt, wie explosiv die soziale Lage angesichts der Probleme der Landbevölkerung und der Industriearbeiter tatsächlich war. Streikwellen und Aufruhr hielt man für das Produkt weniger und letztendlich politisch unbedeutender revolutionärer Kleingruppen; das soziale Elend, das von bedeutenden Schriftstellern wie Lev Tolstoj und Maxim Gorkij thematisiert wurde, wurde bestensfalls bedauert oder durch Akte der Barmherzigkeit in Form von Sammlungen und Spenden sporadisch gelindert. Die Februarrevolution des Jahres 1917, die von der Mehrheit des Bürgertums lebhaft begrüßt wurde, konnte angesichts der Kriegswirren und machtpolitischen Instabilitäten keine tragfähige Grundlage für einen bürgerlichen Staat in Rußland mehr hervorbringen.
Noch wirklichkeitsferner stellte sich die Lage im mittleren und vor allem im höheren Adel dar. Als Eigentümer und Nutznießer des überwiegenden Landbesitzes in Rußland waren diese Gruppen oftmals extrem konservativ und russisch-national eingestellt; jedwede Reform, selbst die konservative Vision Stolypins zur Schaffung eines begüterten russischen Bauerntums, stieß hier auf Ablehnung.
Verzweifelt um die Erhaltung des sozialen Status quo bemüht, gerieten diese Schichten, ohne das nahe Ende der alten Zeit adäquat wahrzunehmen, in den Strudel von Revolution und Bürgerkrieg, der ab den 20er Jahren im besten Fall ein Leben in der Emigration nach sich zog.